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Wochenrückblick

Wenn die Zahl der Abo-Abschlüsse über dein Gehalt entscheidet …

Was passiert, wenn man die Bezahlung von Journalisten daran knüpft, wie viele Abos ihre Artikel abschießen? Nichts Gutes. Der Virologe Hendrik Streeck arbeitet weiter hart daran, mit Hilfe von übersteigerter Medienpräsenz seinen Ruf als Wissenschaftler zu ruinieren. Der "Spiegel" findet digitales Storytelling nicht mehr so doll wie früher. Und die Reichelt-Affäre ruft Jörg Kachelmann auf den Plan. Die MEEDIA-Wochenrückblick-Kolumne.

Stefan Winterbauer19.03.2021 14:11

Hab einen interessanten Artikel im "Guardian" diese Woche gesehen: "Daily Telegraph plans to link journalists' pay with article popularity". Da wird berichtet, dass der britische "Telegraph" angeblich Pläne verfolgt, die Bezahlung von Journalisten an die Performance von Artikeln zu knüpfen. Der "Telegraph" verwendet eine Analyse-Software namens Stars, die sichtbar macht, welche Artikel und Autoren im Sinne von Klicks und Abo-Abschlüssen "funktionieren". Längst wurde das Clickbaiting bei vielen großen Medienmarken durch Subscribtion-Baiting abgelöst. Nicht mehr die Zahl der Klicks ist der entscheidende Faktor, sondern die Zahl der abgeschlossenen (Probe)Abos pro Artikel. Diese Mechanik sorgt dann bei Abo-getriebenen Medien nicht etwa dafür, dass die Qualität der Inhalte besser wird, weil es ja nicht mehr um pure Klicks geht. Die Jagd nach Abos sorgt für eine mindestens ebenso starke Tendenz zum Polarisieren und Zuspitzen, wie das klassische Clickbaiting. Vielleicht sogar noch stärker, denn der Leser soll ja nicht nur klicken, sondern ein Abo abschließen. Er oder sie muss also noch heftiger getriggert werden.

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