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*Von Justyna Rulewicz und Thomas Bitter*

Technisch gesehen handelt es sich bei Google Fonts, um ein Verzeichnis von über 1.000 Schriftarten, die von Google kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Ihr Einbinden gilt als Standardlösung, um Webseiten zu gestalten.

Aus rechtlicher Sicht ist zu berücksichtigen, wie die Google Fonts eingebunden werden. Websitebetreiber können die Schriftarten herunterladen und lokal auf dem eigenen Webserver speichern. Alternativ dazu können sie die Schriften auch online einbinden. Dadurch kann es jedoch beim Aufruf der Webseite zu einer Verbindung mit einem Google Server kommen. Die Fonts werden dabei vom Google Server heruntergeladen und personenbezogene Daten des Webseitenbesuchers, insbesondere die IP-Adresse, an Google in die USA weitergegeben. Dieser Datentransfer ist mit der sogenannten „Schrems II“-Entscheidung des europäischen Gerichtshofs (EuGH) nicht zulässig.

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Justyna Rulewicz ist geschäftsführende Partnerin der Agor legal Rechtsanwaltsgesellschaft mbH. **—** Foto: Agor AG

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Junior Consultant Thomas Bitter unterstützt die Agor AG vor allem bei Datenschutzthemen mit technischem Bezug**. —** Foto: Agor AG

Das Landgericht München hatte im Januar 2022 die Online-Nutzung von Google Fonts mit der Begründung verboten, dass dabei unerlaubt personenbezogene Daten an Google in die USA weitergegeben werden. Im konkreten Fall hat das Gericht einem Nutzer der Webseite ein Schmerzensgeld in Höhe von 100 Euro wegen Verletzung der Persönlichkeitsrechte und der damit verbundenen Verletzung von Vorgaben der DSGVO zugesprochen. Diese Entscheidung ist die Grundlage für weitere versandte Abmahnungen und Forderungsschreiben.

Nutzer:innen schauen nun genauer hin, scheint eine kleine Geldentschädigung doch attraktiv. Seit Wochen kursieren nunmehr unterschiedliche Anschreiben von Kanzleien, die sich für Privatpersonen legitimieren. Es sollen Unterlassungserklärungen abgegeben, Anwaltskosten und Schmerzensgeld gezahlt werden.

Die Schreiben sollten ernst genommen werden. Der Blick eines Anwalts sowie die technische Prüfung der tatsächlichen Gegebenheiten sind Grundvoraussetzung. Auch vor dem Hintergrund, dass sich die Anschreiben ändern, in diesen Zeiten könnte man auch von „mutieren“ sprechen: War es am Anfang nur die Aufforderung einen relativ geringen Geldbetrag zu zahlen, so finden sich jetzt auch Auskunftsansprüche nach Art. 15 DSGVO. Demnach können Betroffene darüber Auskunft verlangen, welche Daten über sie gespeichert bzw. verarbeitet werden. Wird darauf nicht reagiert, könnte das nächste Schreiben - wegen Verstoßes gegen die Pflicht zur Auskunftserteilung - ins Haus flattern. Daher sollte eine Antwort als sogenannte Negativauskunft (das heißt der anfragenden Person mitteilen, dass keine Verarbeitung ihrer personenbezogener Daten erfolgt ist) erteilt werden.

##### Google Fonts richtig einbinden

Um Google Fonts DSGVO-konform in eine Website einzubinden, sollten Unternehmen

1.  Prüfen, wie die Fonts in die Website eingebunden sind. Entweder kann der Verantwortliche der Webseite Auskunft geben oder es besteht die Möglichkeit einen „Quick-Check“ mit einer Netzwerkanalyse durchzuführen. Berücksichtigt werden sollte dabei, dass die Google Fonts auch über eingebettete Drittanbieterinhalte (wie zum Beispiel YouTube-Plugins) nachgeladen werden können.
2.  Kann festgestellt werden, dass es bei der Bereitstellung der Google Fonts zu einer Verbindung mit einem Google Server kommt, sollte stattdessen eine lokale Einbindung der Google Fonts erfolgen. Hierzu kann die Google Fonts-Datei von einer vertrauenswürdigen Quelle heruntergeladen und über einen eigenen Webserver zur Verfügung gestellt werden.

Ohne anwaltliche Prüfung sollte auf keinen Fall eine Unterlassungserklärung abgegeben oder Abmahnungen gezahlt werden. Der Klagende bzw. die beauftragte Kanzlei müsste die Summe in einem Hauptsacheverfahren einklagen, was bei den geforderten Summen betriebswirtschaftlich sinnlos wäre, zumal das Prozessrisiko nicht unerheblich ist. Abmahnanwälte spekulieren in der Regel darauf, dass aus Bequemlichkeit, Unwissenheit und Angst vor weiteren Kosten einfach gezahlt wird.

Die DSGVO gibt Betroffenen die Möglichkeit sich immateriell schadlos zu stellen und beispielsweise Schmerzensgeld einzufordern. Es bleibt abzuwarten und für Unternehmen zu hoffen, dass es seitens des EuGH zu den Voraussetzungen und Höhen von Schmerzensgeld Begrenzungen geben wird. Aktuell ist diese Frage vor dem EuGH anhängig.

*Die Agor AG blickt auf fast 15 Jahre Erfahrung in der Datenschutzberatung zurück. Zum Unternehmen [geht es hier entlang](https://agor-ag.com).*

Google Fonts: Was tun gegen Abmahnungen?