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Gegen das Messen

Warum Qualität wieder das Maß aller Dinge im Journalismus werden muss

Unser neuer Gastkolumnist Ralf-Dieter Brunowsky war lange Zeit Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins "Capital". Hier schreibt er über den aussichtslosen Wettbewerb der Medien mit Plattformen in Sachen Datensammelwut.

Ralf-Dieter Brunowsky10.10.2022 08:14
Ralf-Dieter Brunowsky -
Ralf-Dieter Brunowsky - Illustration: Bertil Brahm

In seinem Buch „Welt ohne Maß“ beschäftigt sich der Kieler Philosophie-Professor Ralf Konersmann mit den ethischen Grundlagen des Wortes „Maß“. Seine These ist, dass aus dem Maß aller Dinge das Messen aller Dinge geworden ist – mit dramatischen Konsequenzen. Quantität zählt heute mehr als Qualität. Früher gab es ein allgemein anerkanntes Maß, wie es beispielhaft mit dem heute kaum noch verwendeten Satz „Das tut man nicht“ beschrieben werden kann. Die Gesellschaft setzte sich allgemein anerkannte Grenzen, die sich stetig weiter entwickelten, oft auch mit positiven Folgen, etwa bei der Überwindung des Tabuthemas Homosexualität oder der Neuausrichtung der Universitäten („Unter den Talaren der Muff von 1.000 Jahren ...“). Die Überwindung von solchen gesellschaftlichen Grenzen hatte aber auch negative Folgen. Nicht jede Grenze, nicht jedes Tabu muss überwunden werden.

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