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Big Tech Weekly

Doug Kass hatte es kommen sehen. In seinen [15 Überraschungen für 2022](https://realmoney.thestreet.com/investing/doug-kass-my-15-surprises-for-2022-15868922) sagte der Hedgefondsmanager ein ganz besonderes Wettrennen zwischen den reichsten Männern der Welt voraus – nämlich das der größten Vermögensvernichtungen.

Gerade einmal gut fünf Monate später kann man die provokante These durchaus einen der Volltreffer des Börsenjahres nennen: Tech-Aktien sind so brutal unter die Räder gekommen wie prozentual seit 20 Jahren nicht mehr (daran ändert auch die kleine Erholung der vergangenen Tage nichts), und die beiden Galionsfiguren der Branchen stehen als die ganz großen Milliarden-Verlierer da.

Wer für eine Portion Schadenfreude anfällig ist, wird an dieser Statistik seine Freude haben: Auf dem vorläufigen Höhepunkt des Crashs in der vergangenen Woche haben die beiden lange Zeit reichsten Männer der Welt (Bezos ist inzwischen hinter LVMH-Großaktionär Bernard Arnault auf Platz drei zurückgefallen) mehr als 100 Milliarden Dollar ihres Vermögens eingebüßt – 130 Milliarden Dollar, um genau zu sein.

Wie konnte das passieren? Mit Aktien, natürlich. Weil der Löwenanteil des Vermögens sowohl bei Elon Musk als auch Jeff Bezos an die Performance der von ihnen gegründeten bzw. geführten Unternehmen gebunden ist, trifft sie der Absturz an der Wall Street 1:1 – nur eben im großen Stil. In der Spitze hatten sich sowohl Tesla als auch Amazon in 2022 (fast) halbiert, ehe Schnäppchenjäger seit Mitte vergangener Woche zugriffen, teilweise beherzt.

Die Gründe für den Absturz der einstigen Highflyer sind ähnlich und doch verschieden. Bei Amazon waren es eher enttäuschende Quartalszahlen und ein noch enttäuschenderer Ausblick auf die laufenden Geschäfte, bei Tesla die geplante Twitter-Übernahme von Elon Musk und die damit verbundene Verquickung von Absicherungsgeschäften zur Finanzierung der Akquisition, die den Verkauf von Tesla-Aktien ab bestimmten Markierungen auslöst. Gemein ist beiden zudem der Abwärtssog, in den Tech-Aktien seit Jahresbeginn geraten sind. Die Prämisse ist klar: Die Mega-Inflation zwingt die US-Notenbank zu einem rigiden Zinsanhebungskurs, unter dem spekulativere Aktien, wie Tech-Titel, besonders leiden.

Doch das ist nicht alles. Tesla-Aktionäre irritiert Musk seit Monaten mit seinen Tweets. Der 50-Jährige hat seinen Personality-Kult auf dem 280-Zeichen-Dienst immer weiter auf die Spitze getrieben. **Seit der angekündigten Twitter-Übernahme hat man das Gefühl, Musk agiert noch enthemmter, seine Hybris ist noch größer, seine Tweets sind noch aggressiver geworden.** Dem amtierenden Twitter-CEO schickt er schon mal Kackhäufchen-Emojis. Microsoft-Gründer Bill Gates wird wegen seines Bauchumfangs verhöhnt, während die LGBTQ+-Community, gelinge gesagt, nicht gut wegkommt.

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="und" dir="ltr"><a href="https://t.co/G83vCrHHJf">pic.twitter.com/G83vCrHHJf</a></p>&mdash; Elon Musk (@elonmusk) <a href="https://twitter.com/elonmusk/status/1531647849599057921?ref_src=twsrc%5Etfw">May 31, 2022</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

Es scheint fast unvorstellbar, dass es sich dabei um den gleichen Mann handelt, der 2008 wenige Wochen vor einer möglichen Tesla-Pleite wie ein schüchterner Student für den Elektroautopionier warb.

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="en" dir="ltr">Late in 2008, Tesla was nearly out of cash and struggling to survive.<br><br>Elon Musk made his case for Tesla:<a href="https://t.co/gGxyTG48EF">pic.twitter.com/gGxyTG48EF</a></p>&mdash; Jon Erlichman (@JonErlichman) <a href="https://twitter.com/JonErlichman/status/1531432790423658497?ref_src=twsrc%5Etfw">May 31, 2022</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

Auch Jeff Bezos zeigte sich zuletzt auf Twitter öfter – und ging dabei, für seine Verhältnisse, weit mehr in die Offensive als es früher noch als CEO der Fall war. So kritisierte Bezos offen die Biden-Administration für ihren Umgang mit der ausufernden Inflation und befindet sich damit in bester Gesellschaft mit Elon Musk, der [kein Geheimnis daraus macht](https://www.cnbc.com/2022/05/17/elon-musk-blasts-joe-biden-compares-him-to-anchorman.html?&qsearchterm=musk%20bezos), Joe Biden 2024 seine Stimme vorzuenthalten.

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="en" dir="ltr">Yes. It’s safe to say that Mackenzie [ahem] Scott is not exactly a big fan of her ex-husband. <br><br>Unfortunately, a lot of others are getting caught in the crossfire.</p>&mdash; Elon Musk (@elonmusk) <a href="https://twitter.com/elonmusk/status/1531508968622804993?ref_src=twsrc%5Etfw">May 31, 2022</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

Ansonsten aber pflegen die reichsten Amerikaner auf Twitter und in Interviews das herzliche Verhältnis von Erzrivalen, wie es aus der Kultserie „Billions“ entspringen könnte – eine Stichelei hier, eine Spitze da.

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="en" dir="ltr">But we’ll see. Musk is extremely good at navigating this kind of complexity.</p>&mdash; Jeff Bezos (@JeffBezos) <a href="https://twitter.com/JeffBezos/status/1518758305392259072?ref_src=twsrc%5Etfw">April 26, 2022</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

Unterdessen merkt man Bezos an, wie ihm Amazons plötzlicher dramatischer Wertverlust unter die Haut geht. Mal erinnert der 58-Jährige auf Twitter an die enorme Erfolgsstory der Cloudsparte AWS, die von der „Businessweek“ 2006 noch als „Amazons riskanteste Wette“ abgetan wurde.

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="en" dir="ltr">I have this old 2006 BusinessWeek framed as a reminder. The “risky bet” that Wall Street disliked was AWS, which generated revenue of more than $62 billion last year. <a href="https://t.co/ccF0nCOkhu">pic.twitter.com/ccF0nCOkhu</a></p>&mdash; Jeff Bezos (@JeffBezos) <a href="https://twitter.com/JeffBezos/status/1527003895393812480?ref_src=twsrc%5Etfw">May 18, 2022</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

Dann wieder kramt Amazons Aufsichtsratschef einen Titel des US-Wirtschaftsmagazins aus dem Jahr 1999 hervor, als sich Amazon damals noch mit Ebay einen Infight um die E-Commerce-Vorherrschaft lieferte. Subtext: Schau mal Wall Street, wo wir herkommen und wie weit wir es gebracht haben. Unterschätzt unsere Aktie mal nicht…

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="en" dir="ltr">Thanks for the history shout out here. Many twists and turns and failures and successes in those 23 years… <a href="https://t.co/Tx0OokknZ4">https://t.co/Tx0OokknZ4</a></p>&mdash; Jeff Bezos (@JeffBezos) <a href="https://twitter.com/JeffBezos/status/1528922782007930880?ref_src=twsrc%5Etfw">May 24, 2022</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

Am Ende des Tages treiben auch die Superreichen in Zeiten des Börsencrashs ganz ähnliche Sorgen wie Kleinanleger um, die nur ein paar Amazon- oder Tesla-Aktien im Depot liegen haben. Oder doch nicht? „Die Reichen sind so anders als wir“, stellte F. Scott Fitzgerald, Autor des „Großen Gatsby“ einst fest. Doch nur um sich von Frenemy Ernest Hemingway den Konter einzufangen: „Ja, sie haben mehr Geld.“

##### **+++ Short Tech Reads +++**

**[NYT](https://www.nytimes.com/2022/05/26/business/media/substack-venture-capital.html?searchResultPosition=1 "https://www.nytimes.com/2022/05/26/business/media/substack-venture-capital.html?searchResultPosition=1"): Substack will keine Downround akzeptieren - und verzichtet daher auf frische Mitte**l

Der brutale Börsenabsturz ist wenig überraschend auf dem Sekundärmarkt angekommen. Neues Kapital aufzutreiben, wird für Startups immer schwerer, wie nun auch die hochgehypte Newsletter-Plattform Substack erfahren musste. Im vergangenen Jahr noch mit 650 Millionen Dollar bewertet, wollte Substack jüngst 75 bis 100 Millionen Dollar frische Mittel zu einer Bewertung von 750 Millionen bis einer Milliarde Dollar einsammeln. Doch potenzielle Geldgeber waren nicht bereit, auf diesem Niveau zu investieren. Weil Substack wiederum keine Downround akzeptieren wollte, verzichtet der Newsletter-Platzhirsch vorerst auf zusätzliches Kapital, wie die "New York Times" berichtet. Der Fall könnte in den kommenden Monaten in der Tech-Branche Schule machen…

**[The Street](https://www.thestreet.com/technology/zuckerberg-has-bad-news-about-facebooks-new-big-thing): Facebook wird drei bis fünf Jahre lang Geld im Metaverse verlieren**

Klar: Der Aufbau des Metaverse kostet. Das hatte Meta-Chef Mark Zuckerberg bereits mehrfach angekündigt. Auf der Aktionärsversammlung in Menlo Park präzisierte der Facebook-Gründer nun aber, wie lange die verlustreiche Anlaufphase dauern wird. Auflösung: Drei bis fünf Jahr lang müssen Meta-Aktionäre mit „signifikanten Verlusten“ der Metaverse-Sparte rechnen. Ob Aktionäre dafür die Geduld aufbringen?

**[AtlasVPN](https://atlasvpn.com/blog/apples-safari-browser-now-has-more-than-1-billion-users): Safari-Browser mit einer Milliarde Nutzern**

Was ist cool? Eine Milliarde ist cool! Der alte Sean Parker-Spruch aus „The Social Network“ gilt auch für Apple. Natürlich nicht nach der Bewertung, sondern nach Nutzern – und das im vermeintlichen Nebengeschäft. Dass iPhones von mehr als einer Milliarde Menschen genutzt werden, ist keine Neuigkeit. Wohl aber, dass auch Apples eigener Browser nun diese magische Nutzermarke geknackt hat, wie das Techportal AtlasVPN herausarbeitet. In Zeiten des iPods nannte man das mal den „Halo-Effect“ – heute wohl Business as usual.  Nach Google Chrome (3,3 Milliarden Nutzer!) ist Safari damit mit Abstand der zweimeistbenutzte Browser – Microsofts Edge (212 Millionen Nutzer) und Firefox (179 Millionen User) folgen abgeschlagen.

**[Facebook](https://www.facebook.com/sheryl/posts/10166258399565177): Sheryl Sandberg verlässt Meta nach 14 Jahren – und Scott Galloway reagiert wie erwartet**

Meta, die Zweite: Mark Zuckerbergs Operativchefin Sheryl Sandberg verlässt Meta nach 14 Jahren. Man kann es einen Abschied mit Ansage nennen. Seit dem Skandal um Cambridge Analytica war das Verhältnis zwischen Mark Zuckerberg zu seiner Nummer zwei erkennbar abgekühlt – nun folgt die Demission. Während sich Sandberg und Zuckerberg auf Facebook mit warmen Worten überschütteten und auf dem weltgrößten Netzwerk die Glückwünsche für die langjährige Karriere nur so einprasseln, herrscht auf Twitter ein ganz anderer Ton. Den schlägt etwa Marketing-Professor Scott Galloway an, ohne Sandberg beim Namen zu nennen, doch die Botschaft ist klar:

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="en" dir="ltr">Good riddance<br><br>and, take him w/you.</p>&mdash; Scott Galloway (@profgalloway) <a href="https://twitter.com/profgalloway/status/1532085861285826569?ref_src=twsrc%5Etfw">June 1, 2022</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="en" dir="ltr">Other execs have lied more, but none for longer.</p>&mdash; Scott Galloway (@profgalloway) <a href="https://twitter.com/profgalloway/status/1532090393772400640?ref_src=twsrc%5Etfw">June 1, 2022</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="en" dir="ltr">His/her legacy; made the world lonelier.</p>&mdash; Scott Galloway (@profgalloway) <a href="https://twitter.com/profgalloway/status/1532093365176651776?ref_src=twsrc%5Etfw">June 1, 2022</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

##### **+++ One more Thing: Wie das „Buy now, pay later“-Mantra eine ganze Anlegergeneration ruinierte +++**

Haben Sie sich schon einmal etwas auf Kredit geleistet? Mir fällt wenig ein, außer die Lehrwochen als kleiner Junge, als ich mir das erste Taschengeld für den Eismann im Sommer habe „vorschießen“ lassen, wie man in den späten 70er Jahren so gerne sagte. In den nächsten Wochen fehlte das Taschengeld - zumindest offiziell, bis Omi beim nächsten Besuch großzügig ausglich, aber das ist eine andere Geschichte.

Tatsächlich war es eine der besten und prägendsten Lektionen, die meine Eltern mir mit auf den Weg gegeben haben: Junge, gib nicht aus, was du nicht hast, mach keine Schulden. Ich habe den Ratschlag mein Leben lang beherzigt und bei einem Schüleraustausch in Kalifornien als später Teenager nicht schlecht darüber gestaunt, wie anders es in den USA zuging. 1992 war das, die letzten Monate vor der aufziehenden Clinton-Ära.  
  
Mein Austauschschüler fuhr schon Auto und führte ein Leben, das er sich fraglos noch nicht leisten konnte, aber großzügig vom Elternhaus ermöglicht wurde, wie ich spätestens am Samstagmorgen feststellte, als die „Host Mum“ die überzogenen und angemahnten Rechnungen durchging. Trotzdem wurde die meiste Zeit in den Shopping Malls verbracht, wo ich mich auch begierig mit Nike und Levi’s Produkten eindeckte – und zur Überraschung der Kassierer mit Cash und nicht mit Karte bezahlte.   
  
Die Mentalität des „Buy now, pay later“ (BNPL) scheint in den USA bis heute so tief verwurzelt wie die Waffenlobby. In den vergangenen Jahren hat sich das Kredit-FOMO unterdessen von der Konsum- zur Finanzbranche ausgeweitet: Neobroker-Apps wie Robinhood & Co. sei Dank. Die Folge war im vergangenen Jahr in den Exzessen von spekulativen Assets wie Kryptowährungen und Memaktien zu besichtigen, die häufig von der GenZ hochgezockt wurden, die in der Corona-Pandemie in seltsame Räusche verfiel. „Es gibt nichts Traurigeres als junge Männer, die den ganzen Tag auf den Bitcoin-Kurs starren“, beschrieb Scott Galloway im vergangenen Jahr prägnant in seinem Newsletter das traurige Phänomen von Bitcoin-Trading auf Pump.

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="en" dir="ltr">What could go wrong? <a href="https://t.co/aEkiJnEbVy">pic.twitter.com/aEkiJnEbVy</a></p>&mdash; TTI (@TikTokInvestors) <a href="https://twitter.com/TikTokInvestors/status/1494076067669168130?ref_src=twsrc%5Etfw">February 16, 2022</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

In der Konsumwelt wiederum haben neue Anbieter wie Klarna oder Afterpay den Zugang zu fremdem Kapital erleichtert, die Kunden heute das Leben allerdings umso schwerer machen, denn Konsumschulden sind schließlich Ehrenschulden, die beglichen werden wollen, egal wie hart acht Prozent Inflation das Portemonnaie zusammenschnüren. Wie sehr der „Buy now, pay later“-Gedanke und die dazugehörigen Apps mit der aktuellen Wirtschaftskrise und mutmaßlich kommenden Rezession zusammenhängen, hat Galloway in seinem neusten Artikel im „[New York Magazine](https://nymag.com/intelligencer/2022/05/buy-now-pay-later-is-coming-due-for-all-of-us.html?utm_source=tw&utm_medium=s1&utm_campaign=nym)“ herausgearbeitet.

Regel Nummer eins auf dem Weg zur finanziellen Freiheit: Gib nur aus, was du dir leisten kannst – und am besten nicht mal das, leg es lieber an. In diesem Sinne: Schöne sommerliche Pfingsttage – machen Sie was draus. Die besten Dinge im Leben gibt es schließlich kostenlos. Oder für 9 Euro am nächsten Bahn-Fahrkartenautomaten.

Wie Elon Musk und Jeff Bezos um 130 Milliarden Dollar ärmer wurden