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Wochenrückblick

Der "Spiegel" als Sturmgeschütz von Aktivisten?

Der "Spiegel" widmet sich mal wieder Glyphosat und bedient sich dabei altbekannter Tricks aus dem Aktivisten-Köfferchen. Taugen die CDU-Plakate als neuer Aufreger, nachdem die Baerbock-Plagiate jetzt langsam durch sind? Und: endlich so schreiben wie Harald Martenstein. Die MEEDIA-Wochenrückblick-Kolumne.

Stefan Winterbauer09.07.2021 13:51

Ist der so genannte Wahlkampf jetzt eine ganz schlimme Schlammschlacht nach US-Vorbild (Trump) oder ist er stinklangweilig (Laschet) oder beides? Nachdem die Annalena Baerbock in der "Süddeutschen" leichte Rückruder-Bewegungen gezeigt hat ("… wäre es sicherlich besser gewesen, wenn ich doch mit einem Quellenverzeichnis gearbeitet hätte …") und der Verlag ankündigt, in einer Neuauflage alle Quellen aufzulisten, dürfte die Aufregung um den Baerbock'schen Plagiate-Bock nun abebben. Zeit für was Neues. Taugen die frischen CDU-Plakate zum Aufreger? Immerhin hat sogar die "Bild" diese als "Peinlich-Plakate" gebrandmarkt. Grund ist, dass dort keine "normalen Menschen" zu sehen sind, sondern, so "Bild", "Parteisoldaten". Aha. Von denen geht man anscheinend nicht davon aus, dass sie a) normal und b) Menschen sind. Ich finde das nicht sonderlich skandaltauglich. Die Parteien haben ja ein allgemeines Problem mit Stock-Fotos, die womöglich auch vom politischen Gegner verwendet werden. Da hat man dann – wenn es dumm läuft – am Ende dieselben Pappnasen auf einem CDU- und auf einem AfD-Plakat. Und unter Pandemie-Bedingungen "normale Menschen" zu casten und zu fotografieren, ist auch nicht ganz trivial. Zumal diese Kampagne wohl in recht kurzer Zeit aus dem Boden gestampft werden musste, weil die C-Parteien in der Kanzlerfrage so lange herumgeeiert sind. Warum also nicht die eigenen Leute ablichten? Die Frage ist eher: Muss eine CDU-Kampagne 2021 wirklich so dermaßen altbacken und handwerklich schlecht daherkommen wie diese? Einfallslose Kampagnen sind so etwas wie ein Signature Move konservativer Partien, aber so? Dagegen wirkt die mit viel Rot, guten (!) Schwarzweiß-Fotografien und Rudi-Carrell-Hommage ("..und schuld daran ist nur die SPD...") arbeitende SPD-Kampagne wie die Speerspitze der Coolness. Ein kleiner Trost für die armen Sozen: Sie haben die deutlich schönere Kampagne. Immerhin.

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