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Wochenrückblick

Zwischen ARD/ZDF und Spenden-Medien: Ist Journalismus als Geschäftsmodell noch zu retten?

Wer von der Amazon-Prime-Doku über die "Bild" eine kritische Auseinandersetzung erwartet, dürfte enttäuscht werden. Philipp Westermeyer traf Mathias Döpfner zum Berlin-Dinner for two. Die Politiker sollten privaten Medien statt mit Geld lieber mit Regulierung helfen. Und die MEEDIA-Wochenrückblick-Kolumne verabschiedet sich in die Weihnachtspause.

Stefan Winterbauer18.12.2020 13:33
Stefan Winterbauer –
Stefan Winterbauer – Illustration: Bertil Brahm

Jetzt ist sie da, die große Amazon-Prime-Doku über die "Bild"-Zeitung. Der Titel "Bild. Macht. Deutschland" weist ganz zart mit dem Holzhammer darauf hin, was zu erwarten ist. Mit sieben Folgen à plusminus 50 Minuten ist die Doku vor allem eines: viel zu lang. Ein 90-Minuten-Film hätte auch gereicht. Für Medien-Medien-Fuzzis wie yours truly ist die monumentale Länge aber natürlich interessant, weil man viele Einblicke in den Redaktionsalltag der "Bild"-Maschine bekommt. In späteren Folgen nutzt sich dieser Effekt allerdings stark ab. Es gibt schlicht nichts mehr zu erzählen und so begleiten die Amazon-Kameras halt "Bild"-Reporter bei ihren Recherchen. Wer eine kritische Auseinandersetzung mit dem Phänomen "Bild" erwartet, wird sowieso enttäuscht. Die Doku ist – wie so viele moderne Streaming-Dokus – extrem auf Effekte hin inszeniert. Die mächtige, riesige Boulevard-Redaktion am Puls der Zeit. Am Ruder der raubeinige aber auch irgendwie kernig-heldenhafte Chefredakteur. Julian Reichelt wird die Doku vermutlich gefallen. Kritisches muss man sich als Zuschauer schon weitgehend selbst dazudenken. Nach Genuss der Amazon-Doku (ich habe nicht alle Folgen komplett gesehen) ist aber auffällig, dass die "Bild"-Parodie des "Browser Balletts" neulich doch erschreckend gut getroffen war. Der Clip ist sogar fast schon sowas wie eine Parodie auf die Doku:

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