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Rützels Scharmützel

Der Trost ungebetener Twitter-Nachrichten

Spirituelle Hilfe lässt sich heute prima über Social Media finden. Gerade für uns problemgeplagte Journalisten könnte das die Rettung sein.

Anja Rützel17.07.2020 08:16
Anja Rützel –
Anja Rützel – Illustration: Bertil Brahm

Wann immer ich etwas freie Zeit habe, die ich ohne schlechtes Gewissen verschleudern kann, schaue ich gern in den „Nachrichtenanfragen“-Ordner bei Twitter. Dieser Satz stimmt zumindest so halb, denn natürlich schaue ich bevorzugt dann in dieses Fach (in dem die ungebetenen Nachrichten von Personen gesammelt werden, denen ich nicht bei Twitter folge), wenn ich wirklich keine einzige Minute zum Tändeln erübrigen kann, wenn der Deadline-Kessel mal wieder so richtig dampft. Denn in den Nachrichtenanfragen findet sich verlässlich Tröstliches, das mich in diesen unangenehmen Zuständen ablenkt und aufmuntert. Fast jedes Mal finde ich mindestens ein niedliches Hundebild, bei dem irgendwer netterweise an mich denken musste. In letzter Zeit häufen sich dort die Anfragen von obskuren Podcasts, die etwa hinterindischer Gartenkunst oder mittelalterlichen Schmalzkuchenrezepten gewidmet sind und höflich anfragen, ob ich nicht mal zu Gast sein möchte, weil sie alle anderen auch nur im entferntesten vorstellbaren Gäste längst verschlissen haben.

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