Die Quartalssaison hat es in sich. Netflix, Facebook und Twitter haben mit ihren Zahlenwerken spektakulär gepatzt – der Streaming-Pionier erlitt letzte Woche einen Kurssturz von 14 Prozent, während Twitter und Facebook gar mit einen Crash in Höhe von 20 Prozent hinnehmen mussten, der im Falle des weltgrößten Social Networks 120 Milliarden Dollar des Börsenwerts ausradierte und damit den größten Tagesverlust in der Geschichte der Wall Street bedeutete.
Microsoft, Alphabet und Amazon konnten sich dagegen mit übersichtlichen Kurszuwächsen gegen den Abwärtssog des Tech- und Internetsektors stemmen. Nun richten sich in dieser Woche alle Augen auf den Branchenprimus, der bei Vorlage seines Zahlenwerks Geschichte schreiben könnte.
Apple spürt den Atem von Amazon, Alphabet und Microsoft
Seit Monaten läuft ein spektakuläres Wettrennen zwischen den wertvollsten Konzernen der Welt, bei dem es am Ende um nicht weniger als den Durchbruch durch die historische Bewertungsmarke von einer Billion Dollar geht. Mit zwei kurzen Ausnahmen (2013 und 2016) hat Apple den Börsenthron in den vergangenen sieben Jahren besetzt und sah lange Zeit wie der inatürliche Anwärter auf den Meilenstein first trillion dollar company aus.
Doch weil Apples Wachstum längst nicht mehr so spektakulär ausfällt wie das der wendigeren Konkurrenz aus dem Internetsektor, ist der Vorsprung beharrlich zusammengeschmolzen: Mit Amazon, Alphabet und Microsoft haben gleich drei Rivalen die Bewertungsmarke von 800 Milliarden Dollar überschritten und nehmen nun ihrerseits Anlauf den Billionen-Meilenstein.
Noch liegt der Ball in Tim Cooks Hälfte. Mit einer Bewertung von 939 Milliarden Dollar ist Apple mit einem Vorsprung von 6 Prozent vor Amazon, 9 Prozent vor Alphabet und 13 Prozent vor Microsoft weiter der wertvollste Konzern der Welt. Ganze 6,5 Prozent trennen Apple noch von der Billionen-Dollar-Bewertung – ein Kurszuwachs, der mit guten Quartalszahlen durchaus möglich scheint.
Matchball mit Quartalszahlen und iPhone-Launch
Doch am Ende muss Apple vermutlich noch ein paar Prozent höher steigen, weil es sich durch die Aktienrückkäufe selbst Kapital und damit Börsenwert entzieht. Der langjährige Apple-Kenner Gene Munster von Loop Ventures rechnet im abgelaufenen Quartal mit Aktienrückkäufen in Höhe von 25 Milliarden Dollar, die einen Kursanstieg bis auf 209 Dollar nötig machen würden – aktuell notiert Apple bei 191 Dollar. Im Zuge der alljährlichen Euphorie um den nächsten iPhone-Launch, die in den Wochen vor der Keynote in der Vergangenheit oft die Kurse trieb, erscheint die Chance zum Billionen-Dollar-Meilenstein real.
Tim Cook sollte den Matchball allerdings auch nutzen, denn das Verfolgerfeld rückt dank deutlich dynamischer Kurszuwächse immer näher an Apple heran. Während der iKonzern seit Januar lediglich ein Plus von 13 Prozent vorweisen kann, bringt es Alphabet auf Zuwächse von 19 Prozent, Microsoft auf 26 Prozent und Amazon gar auf ein Plus von 56 Prozent. Angesichts der schier unwiderstehlichen Rally des E-Commerce-Pioniers dürften die Tage von Apples Börsenregentschaft entsprechend gezählt sein…