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"Darf man heute noch Neger sagen?": MDR Sachsen setzt Radiosendung über politische Korrektheit nach Kritik ab

Die Diskussion um die entsprechende Sendung fand hauptsächlich bei Twitter statt
Nach massiver Kritik an einer Programmankündigung hat der MDR Sachsen die für Dienstag geplante Ausstrahlung einer Radiodiskussion mit u.a. Frauke Petry abgesagt. Zuvor hatte die Redaktion mit der Frage „Darf man heute noch ‚Neger‘ sagen?“ auf Twitter auf die Sendung hingewiesen und damit in sozialen Netzwerken heftige Proteste ausgelöst.
In der Sendung sollten die Rechtspopulistin Frauke Petry und der konservative Publizist Peter Hahne mit der Linken-Politikerin Kerstin Köditz und dem Soziologen Robert Feustel über „politische Korrektheit“ diskutieren. In einem Tweet am Dienstag kündigte die MDR-Sachsen-Redaktion schließlich an, über die Frage sprechen zu wollen, ob man heute noch „Neger“ sagen dürfe. Weiter heißt es: „Warum ist politische Korrektheit zur Kampfzone geworden?“
Darf man heute noch „Neger“ sagen? Warum Ist politische Korrektheit zur Kampfzone geworden? Darüber sprechen wir heute Abend (20 Uhr) mit @FraukePetry, @kerstinkoeditz, @ZDF-Mann Peter Hahne und Robert Feustel von der @UniLeipzig. Moderation @Sprechcoach https://t.co/0W6LUarBnF pic.twitter.com/1ZVYlYvqJ2
— MDR SACHSEN (@MDR_SN) 17. April 2018
In den sozialen Netzwerken sorgte diese Programmankündigung für Ärger. In den Kommentaren unter dem Tweet heißt es beispielsweise „Sie halten die Diskussion ob man ‚Neger‘ sagen darf für zulässig?“ oder auch „Löscht diesen Tweet! Am besten die ganze Veranstaltung. Wer so unsensibel ist, sollte besser die Finger von solchen Themen lassen.“
Die beiden Gäste Kerstin Köditz und Robert Fäustel sagten außerdem in einem gemeinsamen Tweet-Thread ihre Teilnahme an der Diskussionsrunde ab. „Das Thema wurde bei einer kurzfristigen Sendungsankündigung mittlerweile in eine Richtung (weiter-)gedreht, die vollends indiskutabel ist“, begründeten sie ihre Entscheidung. Außerdem prangerten sie an, dass „keine Menschen eingeladen wurden, die selbst von Rassismus betroffen sind“.
Gemeinsame Erklärung von Kerstin Köditz & Robert Feustel: Wir sagen unsere Teilnahme an der heutigen @MDR_SN-Sendung “Dienstags direkt” ab.
— Kerstin Köditz (@kerstinkoeditz) 17. April 2018
Jene kritischen Stimmen liegen richtig, die grundsätzlich fragen, warum keine Menschen eingeladen wurden, die selbst von Rassismus betroffen sind.
— Kerstin Köditz (@kerstinkoeditz) 17. April 2018
Die Redaktion von MDR Sachsen sagte die geplante Folge von „#dienstagsdirekt“ daraufhin – ebenfalls bei Twitter – ab und kündigte an, einen neuen Sendetermin prüfen zu wollen.
Wir haben die #dienstagsdirekt – Sendung für heute Abend abgesetzt, nachdem zwei der vier Gäste infolge des Tweets abgesagt haben. Uns ist eine ausgewogene Gästerunde zur politischen Diskussionskultur wichtig. Wir prüfen einen neuen Sendetermin.
— MDR SACHSEN (@MDR_SN) 17. April 2018
In einem zweiten Tweet entschuldigte sich der MDR Sachsen außerdem für die Wortwahl. Es habe sich um eine „rhetorisch gemeinte Frage“ gehandelt:
. @sprechcoach Wir entschuldigen uns für die rhetorisch gemeinte Einstiegsfrage unseres Tweets. Wir haben mit der Überspitzung die Gefühle vieler verletzt. [weiter im nächsten Kommentar]
— MDR SACHSEN (@MDR_SN) 17. April 2018
(Mit Material von dpa)