Zensur bis in die sozialen Medien – das erwarten Kritiker von nun geltenden Regeln zur schärferen Kontrolle sozialer Medien in der Türkei. Die Regierung sieht sich zu unrecht kritisiert – und verweist auf Deutschland.

In der Türkei werden Twitter, Facebook und andere soziale Medien einer schärferen Kontrolle unterzogen. Dafür verabschiedete das türkische Parlament am Mittwoch ein entsprechendes Gesetz.
Nach versagter Genehmigung wegen eines schwulen Charakters hat Netflix die Produktion einer türkischen Serie gestrichen. Man habe sich dagegen entschieden, das Drehbuch umzuschreiben und stattdessen die Produktion abgesagt, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Deutschen-Presse-Agentur am Mittwoch.
Nach der Verurteilung von Deniz Yücel durch ein türkisches Gericht hat der „Welt“-Journalist die Entscheidung scharf kritisiert. „Das Gericht hat sich mit diesem Urteil über das türkische Verfassungsgericht hinweggesetzt. Das zeigt einmal mehr, wie es um die türkische Justiz bestellt ist, nämlich erbärmlich“, sagte Yücel am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.
Der Türkische Staatsrundfunk TRT hat mit TRT Deutsch eine digitale Nachrichtenseite in deutscher Sprache gestartet. Dabei setzt sich die Redaktion das Ziel aktuelle Ereignisse aus „verschiedenen Perspektiven“ zu durchleuchten und „alternative Themen“ anzugehen, welche in den Mainstream-Medien kaum Beachtung finden würden.
Der Tagesspiegel-Korrespondent Thomas Seibert hat wieder eine Akkreditierung für die Türkei erhalten. Wie am Montag bekannt wurde, ist er am Wochenende in die Türkei zurückgekehrt. Sein ZDF-Kollege Jörg Brase, dem zunächst auch eine Akkreditierung verweigert wurde, konnte bereits vorher wieder in die Türkei zurück.
Die türkische Regierung hat erneut Akkreditierungen langjähriger Korrespondenten deutscher Medien nicht verlängert. Dieses Mal zwang der Staat Journalisten von ZDF und Tagesspiegel zur Ausreise. Die betroffenen Redaktionen protestieren genauso wie die deutsche Bundesregierung, deren Beziehung zur Türkei erneut auf die Probe gestellt wird.
Beim Empfang eines Medienpreises hat der Welt-Journalist Deniz Yücel den bevorstehenden Deutschland-Besuch des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan kritisiert und der Bundesregierung „Verrat“ vorgeworfen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier werde einen „Verbrecher zum Staatsbankett empfangen“, der sich „des Menschenraubs schuldig gemacht habe“, so Yücel.
Der für ein mehr als ein Jahr inhaftierte Welt-Korrespondent Deniz Yücel will nach Angaben von Reporter ohne Grenzen (ROG) von der Türkei Entschädigung. Er werfe der türkischen Justiz unrechtmäßige Inhaftierung vor, teilte der türkische Zweig der Organisation am Mittwoch über Twitter mit. Yücels Anwalt Veysel Ok vertrete ihn in einem Gerichtsverfahren, das am 25. September in Istanbul beginnen werde.
Die wegen Terrorvorwürfen in der Türkei angeklagte deutsche Journalistin Mesale Tolu darf die Türkei verlassen. Ein Gericht habe die Ausreisesperre gegen Tolu aufgehoben, teilte der Solidaritätskreis „Freiheit für Mesale Tolu“ am Montagmorgen mit. Der Prozess werde allerdings weitergeführt. Tolus Mann, Suat Çorlu, der im selben Verfahren angeklagt ist, werde vorerst in der Türkei bleiben müssen. Seine Ausreisesperre bleibe bestehen, heißt es in der Erklärung weiter.