Das „Zeit Magazin“ hat sich verändert: Neben Maria Exner hat Sascha Chaimowicz die Chefredaktion übernommen. Ein junger Blattmacher, der Avantgarde liefern will, ohne Menschen auszuschließen. Ein Porträt.

Das „Zeit Magazin“ hat sich verändert: Neben Maria Exner hat Sascha Chaimowicz die Chefredaktion übernommen. Ein junger Blattmacher, der Avantgarde liefern will, ohne Menschen auszuschließen. Ein Porträt.
Sie brauchen ein passendes Foto zum neuen Blogbeitrag. Sie würden gerne eine Landschaftsaufnahme verwenden, um einen Social Media Post zum Thema Urlaubssehnsucht zu illustrieren. Ihr Making-Of-Video von der aktuellen Kampagne braucht dringend Hintergrundmusik. Und vielleicht könnte sogar ein animiertes Computermaskottchen die Anmoderation für das nächste Webinar übernehmen.
Samsung präsentiert den Baukasten für virtuelle Menschen, Burberry wirbt mit einer digitalisierten Kendal Jenner und die Mona Lisa hätte gerne Dessous präsentiert, durfte aber nicht. Die Computermenschen schicken sich an, das Marketing zu übernehmen.
Nach Ausscheiden der Neon-Macherin Ruth Fend blieb die Chefredaktion von Nido vakant. Jetzt hat Gruner + Jahr die Führungsstruktur bei dem Elternzeitschrift neu geregelt. Künftig übernimmt stern-Chefredakteur Christian Krug die Verantwortung für das Blatt zusätzlich zu seinen Aufgaben und wird dessen Herausgeber. Er steht hier vor großen Herausforderungen, da die Auflage zuletzt eingebrochen ist.
Ruth Fend wird im September stellvertretende Chefredakteurin bei dem gemeinnützigen Recherchebüro Correctiv. Erst vergangene Woche hatte sie ihren Ausstieg beim Verlagshaus Gruner + Jahr bekanntgegeben. Neben Fend steigt auch Frederik Richter zum stellvertretenden Chefredakteur bei Correctiv auf.
Redaktionsleiterin von Business Punk, dann Chefredakteurin bei den Zeitgeist-Magazinen Neon und Nido – die frühere FTD-Journalistin Ruth Fend hat beim Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr eine steile Karriere hingelegt. Doch nach dem Aus der gedruckten Ausgabe des Jugendmagazins Neon gehen Verlag und die Medienmacherin getrennte Wege. Offen ist, wer die Nachfolge beim Eltern-Titel Nido antritt.
War es nun „jahreslanges verlegerisches Missmanagement“, wie der kurzzeitige stern-Chefredakteur Dominik Wichmann meint, oder war es das natürliche Ende eines Produktzyklus, der für das Aus von Neon verantwortlich ist? Für die Verlage insgesamt wäre es sogar beruhigender, wenn „nur“ Missmanagement verantwortlich wäre, denn das ließe sich am leichtesten beheben. Vermutlich liegt die Wahrheit aber dazwischen.
Das Jungmenschen-Heft Neon war viele Jahre lang ein Vorzeige-Projekt bei Gruner + Jahr. Von den früheren Machern der SZ-Jugendbeilage Jetzt, Timm Klotzek und Michael Ebert, entwickelt, wurde Neon mit Preisen ausgezeichnet und erklomm ungeahnte Auflagenhöhen. Dann begann ein langer Niedergang. Von einst über 250.000 verkauften Heften sind nur noch knapp 61.000 übrig. Hinzu kamen ein folgenschwerer Umzug, häufige Chefwechsel und Querelen in der Redaktion. Nun stellt der Verlag das Heft ein, lässt die Digitalmarke aber fortbestehen.
Das Jungmenschen-Magazin Neon steckt in der Krise. Die Auflage befindet sich trotz Neubesetzung der Chefredaktion im Sinkflug. Jetzt startet Gruner + Jahr eine Digitaloffensive für Neon. Der Verlag hofft, dadurch auch den Auflagenverfall des gedruckten Heftes zu bremsen – statt dem Heft einen Relaunch zu verpassen. Das sorgt für Spekulationen über Neons Zukunft, die der Verlag jedoch dementiert.
Der Verlag der Süddeutscher Zeitung wird um ein Print-Produkt ärmer. Das Münchener Medienhaus stellt ab 2018 das bislang vierteljährlich als Beilage erscheinende Jugend-Magazin jetzt in gedruckter Form ein. Der Verlag sieht hierfür offenbar keine wirtschaftliche Perspektive mehr. Damit ist das renommierte Zeitungshaus zum zweiten Mal gescheitert, jetzt als Print-Produkt am Leben zu erhalten.