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Big Tech Weekly

*„Es war die beste Zeit, es war die schlimmste Zeit. Es war das Zeitalter der Weisheit, es war das Zeitalter der Dummheit“ – Charles Dickens, „Eine Geschichte aus zwei Städten“*

Erinnern Sie sich noch an die Zeit kurz vor und nach der Millenniumswende? Treffender als im weltbekannten Romananfang von Charles Dickens kann sie nicht beschrieben werden. 1999 gingen Internetbuden an die Börse, die die Kategorie Startup kaum verdienten und doch bescherten die Dot.coms zeichnungswütigen Anlegern sensationelle Gewinne. **Zwischen 1998 und 2000 war es wie im Casino** – besonders beim deutschen Pendant zur Nasdaq, dem Neuen Markt.

Wie bitterböse die Party endete, werden die Älteren erinnern und die Jüngeren vielleicht aus der Börsenhistorie gelernt haben. Es endete wie jeder Exzess: mit Katzenjammer, Scherben und viel verbrannter Erde. Die Deutsche Telekom ist in Deutschland für eine ganze Anlegergeneration zum Synonym für das Teufelszeug Aktie geworden, die sich mindestens eine, eher zwei Dekaden nicht vom brutalstmöglichen Absturz erholt hat. **Die T-Aktie notiert übrigens heute noch 80 Prozent unter den Höchstkursen von vor 22 Jahren!**

Fast forward in die dritte Dekade des 21. Jahrhunderts, die von vielen Auguren in nostalgischer Verklärung schon als neue „Roaring Twenties“ betrachtet wurde – F. Scott Fitzgerald lässt grüßen. Und tatsächlich, für knapp zwei Jahre sah es trotz des Corona-Schocks so aus, als sollte sich die Geschichte wiederholen – zumindest an den Kapitalmärkten. Was sich zwischen Januar 2020 und November 2021 an der Wall Street – und dort vor allem an der Techbörse Nasdaq – abspielte, konnte es durchaus mit dem Vorbild der Millenniums-Hausse aufnehmen.

**Das Casino hatte wieder geöffnet. Immer neue und immer jüngere Spieler drängten, ausgerüstet mit großzügigen Corona-Hilfen und Notenbank-Dollars, an den Spieltisch**. Der Rhythmus des Marktes hatte sich ebenso geändert wie die Einsätze. Die Jetons wurden nicht nur auf die Schwergewichte **Apple, Microsoft oder Alphabet** gesetzt, die fraglos üppige Zugewinne verbuchten, sondern auf kleinere, vermeintlich renditenreichere Aktien.

War **Snap** nicht ein Profiteur von der mehr zu Hause und damit vor dem iPhone und damit in Social Networks verbrachten Zeit? Zack, 900 Prozent Plus in 18 Monaten, bitte! Und galt das Gleiche nicht auch für **Pinterest**? Und kauften im Lockdown-Modus nicht alle nur noch online ein? Also her mit den E-Commerce-Stars! **Amazon**? Klar, aber zu teuer und eigentlich zu langweilig. Wie wäre es mit **Shopify**? Und **Etsy**! Und **Wayfair**! E-Commerce ging ja immer, besonders in der Corona-Zeit.

Aber durfte es ein bisschen mehr sein? Wie war das nun mit Kryptowährungen, boten sie nicht in volatilen Zeiten den besten Schutz? Und waren sie nicht ohnehin das neue Geld? Her mit **Bitcoin**, aber besser noch den nächsten Bitcoin! **Ethereum**, 1.000 Prozent in einem Jahr, 3.000 Prozent in zwei Jahren! Aber ging nicht noch mehr? Na klar, einmal **Solana**, bitte! 10.000 Prozent in einem Jahr! Nie schien es einfacher, Millionär zu werden als mit Krypto, nicht wahr? Also warum in Aktien investieren, wenn man die Rendite von 20 Jahren in Apple in einem Jahr am Kryptomarkt einfahren konnte.

In diesem Fieberrausch befanden sich die Kapitalmärkte bis Ende 2021. **Die Party endete, als die Erwachsenen das Licht einschalteten.** Die amerikanische Notenbank präsentierte den feierwütigen Marktteilnehmern die Rechnung: Die Inflation war außer Kontrolle geraten, die Ära des leichten Geldes musste so schnell enden, wie wie Ära des leicht verdienten Geldes – der Rest ist Geschichte, die wiederum dem Katzenjammer von 2000 bis 2003 ähnelt.

Seinerzeit dauerte es drei lange Jahre, bis nichts, aber auch so ziemlich gar nichts mehr von den hochfliegenden Dotcom-Träumen überblieb. Die drei Mohikaner, die ihr Versprechen von Ende der 90er-Jahre bis heute eingehalten haben, sind **Amazon, eBay und Priceline**, das inzwischen so heißt wie die wertvollste Tochter: **Booking.com**. Doch selbst die drei Top-Internetstars der späten 90er mussten im harten Bärenmarkt der folgenden Jahre **erdrutschartige Verluste von 93 bis 99 Prozent hinnehmen**. Sic! Kein Vertipper.

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="en" dir="ltr">Drop of tech stocks during the .com bubble. Amazon dropped 92.7% <a href="https://t.co/wNHgmdR8Ou">pic.twitter.com/wNHgmdR8Ou</a></p>&mdash; Matteo Franceschetti (@m_franceschetti) <a href="https://twitter.com/m_franceschetti/status/1525990662465892353?ref_src=twsrc%5Etfw">May 16, 2022</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

Anno 2022 sieht die dramatische Verliererliste seit den fast durchweg im vergangenen Herbst aufgestellten Allzeithochs wie folgt aus:

*   **Peloton**: – 93 Prozent
*   **Fiverr**: – 89 Prozent
*   **Wayfair**: – 87 Prozent
*   **Snap**: – 85 Prozent 
*   **Shopify**: – 82 Portent 
*   **Zoom**: – 81 Prozent 
*   **Pinterest**: – 79 Prozent 
*   **Etsy**: – 78 Prozent 
*   **Netflix**: – 75 Prozent 
*   **PayPa**l: – 75 Prozent
*   **Block**: - 74 Prozent   
*   **Spotify**: – 72 Prozent 
*   **Meta**: – 53 Prozent 
*   **Nvidia**: – 53 Prozent 
*   **Tesla**: – 50 Prozent

Man kann sagen: **Die Corona-Exzesse wurden 1:1 rückabgewickelt**. Es sind Dimensionen, wie sie nur alle ein oder zwei Jahrzehnte vorkommen – eben in den frühen 2000ern. Selbst in der epischen Finanzkrise ging der Drawdown bei den meisten Mid- und Smallcaps nicht so schnell so weit.

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="en" dir="ltr">I don&#39;t remember the last time I&#39;ve seen a market where any day can just send a stock down 40%. In the past you&#39;d have some down 15% which was insane but these moves lately are downright manic. <a href="https://twitter.com/search?q=%24TSLA&amp;src=ctag&amp;ref_src=twsrc%5Etfw">$TSLA</a></p>&mdash; squawksquare (@squawksquare) <a href="https://twitter.com/squawksquare/status/1529126274278600708?ref_src=twsrc%5Etfw">May 24, 2022</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

Stellt sich nun die Frage, an welcher Stelle der Ausverkauf endet. Es ist naheliegenderweise die Multi-Billionen-Dollar-Frage, auf die niemand eine klare Antwort hat. Doch die Schätzungen haben sich in den vergangenen ein, zwei Wochen dramatisch eingetrübt.

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="en" dir="ltr">How quickly after the S&amp;P 500 goes into a bear market does the bear end?<br><br>It depends. The fastest ever was 1 day in 1957. The longest ever was nearly 19 months in 2001-2002.<br><br>Down another 16% and about 5 more months of pain is the average the past 10 bear markets. <a href="https://t.co/d79SzIkVFa">pic.twitter.com/d79SzIkVFa</a></p>&mdash; Ryan Detrick, CMT (@RyanDetrick) <a href="https://twitter.com/RyanDetrick/status/1528208897227603969?ref_src=twsrc%5Etfw">May 22, 2022</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

Zu bitteren Wahrheit zählt indes die Erkenntnis, dass es bei so dramatischen Kursstürzen wie aktuell oder eben 2000 dauert, bevor eine Trendwende einsetzt. Theoretisch sogar Jahre, wenn sich das Vorbild von 2003 wiederholt. Dieses Depressions-Gespenst geistert in diesen Tagen häufiger durch #FinTwit.

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="en" dir="ltr">Craft Ventures predicts this downturn could last 1.5 - 2 years and thinks the correction is more akin to post dot-com than 2008 recession because this market turn is so tech-centric <a href="https://t.co/pLzZ6wvaWX">pic.twitter.com/pLzZ6wvaWX</a></p>&mdash; Eric Newcomer (@EricNewcomer) <a href="https://twitter.com/EricNewcomer/status/1525541757177536512?ref_src=twsrc%5Etfw">May 14, 2022</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

Rein rechnerisch dürften viele Tech-Mid- und Smallcaps indes den Großteil ihres Crashs in diesem Bärenmarkt hinter sich haben – schließlich erscheint es nicht besonders realistisch, dass Shopify noch mal 85 Prozent auf dann 40 Dollar verliert oder Netflix weitere 75 Prozent auf 45 Dollar.

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="en" dir="ltr">My memory is cloudy but did 2009 feel as bad as this feels right now?</p>&mdash; James DePorre (@RevShark) <a href="https://twitter.com/RevShark/status/1529179689192931330?ref_src=twsrc%5Etfw">May 24, 2022</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

*Oder doch*, wie mich mein kleiner Sohn als neue Lieblingsphrase 50 Mal am Tag fragt? In dem Fall würden wir vermutlich die tiefste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg erleben, die von Massenarbeitslosigkeit und anderen gesellschaftlichen Verwerfungen geprägt wird. Unmöglich ist das nicht – allein, es fehlt mir (noch) der Glaube an ein solches Untergangsszenario. Am Ende kommt wieder einmal Scott Galloway mit einem Bonmot zur Rettung: Nichts ist so gut oder schlecht wie es scheint.

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="en" dir="ltr">?  <br>Things are never as good or as bad as they seem in the moment — you&#39;re neither a genius nor a failure, but perspective takes time <a href="https://twitter.com/hashtag/algebraofhappiness?src=hash&amp;ref_src=twsrc%5Etfw">#algebraofhappiness</a> by <a href="https://twitter.com/lizandmollie?ref_src=twsrc%5Etfw">@lizandmollie</a> <a href="https://t.co/IRzXjPgVxv">pic.twitter.com/IRzXjPgVxv</a></p>&mdash; Scott Galloway (@profgalloway) <a href="https://twitter.com/profgalloway/status/1454168820441026562?ref_src=twsrc%5Etfw">October 29, 2021</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

##### +++ Short Tech Reads +++

**[TheStreet](https://www.thestreet.com/markets/snap-stock-plummets-on-profit-warning-social-media-rivals-tumble): Snap verliert 43 Prozent an einem Handelstag nach Umsatzwarnung**

Wenn es noch eines Beispiels bedurft hätte, um zu unterstreichen, wie explosiv die Lage aktuell für Tech- und Internetunternehmen an der Börse ist, dann lieferte es ausgerechnet der einstige Corona-Profiteur **Snap**. Gestern warnte der Stories-Anbieter, die noch vor einem Monat anvisierten Umsatz- und Gewinnziele im laufenden Quartal nicht mehr erreichen zu können. Die Folge: Ein historischer Kurssturz von 43 Prozent (!) an nur einem Handelstag. Notierte die Snap-Aktie im November noch bei 83 Dollar, sind es nun nicht einmal mehr 13 Dollar.

**[CNBC](https://www.cnbc.com/2022/05/24/snap-warning-shocks-digital-media-stocks-facebook-pinterest-drop.html): Snap-Schock radiert bei Social Media-Aktien 100 Milliarden Börsenwert aus**

„Seit wir den Ausblick gegeben haben, hat sich die makroökonomische Lage weiter und schneller verschlechtert, als wir erwartet haben“, erklärte Snap die schwächere Entwicklung im laufenden Quartal. Die Warnung sorgte für Schockwellen bei anderen Social Media- und Internetaktien: Weil Anleger nun befürchten, dass sich das Klima für Online-Werbung insgesamt stark eintrübt, verloren auch die Anteilsscheine von **Pinterest, Meta und Twitter** massiv. Selbst Google-Mutter Alphabet gab um mehr als fünf Prozent nach. Insgesamt radierte der Snap-Schock mehr als **100 Milliarden an Börsenwert bei Social Media-Aktien** aus.

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="en" dir="ltr">Social media stocks erase $100B  (roughly 40% of that was <a href="https://twitter.com/search?q=%24FB&amp;src=ctag&amp;ref_src=twsrc%5Etfw">$FB</a>) due to <a href="https://twitter.com/search?q=%24SNAP&amp;src=ctag&amp;ref_src=twsrc%5Etfw">$SNAP</a> forward guidance</p>&mdash; John Fahim (@jfahim24) <a href="https://twitter.com/jfahim24/status/1529083353735086080?ref_src=twsrc%5Etfw">May 24, 2022</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

**[Marketwatch](https://www.marketwatch.com/story/dow-s-p-500-head-for-worst-start-to-a-year-since-1970-for-tech-its-the-worst-in-history-11653416187?mod=home-page): Techaktien starten so schlecht ins Jahr wie nie**

Und noch eine Horrorstatistik, die das Ausmaß des Tech-Crashs verdeutlicht: Genau 100 Handelstage sind heute im Jahr 2022 um – und nie ist die **Technologiebörse Nasdaq** seit Aufnahme ihrer Handelsaktivität 1970 schlechter in ein Jahr gestartet. Nach knapp fünf Monaten beträgt das Minus bereits 28 Prozent.

##### **+++ One more Thing: Elon Musk fordert, mehr Kinder in die Welt zu setzen  +++**

Was würden Sie als größte Bedrohung für die Menschheit betrachten? So dramatisch die 2020er-Jahre mit der Corona-Pandemie, dem Krieg in der Ukraine und der Rekord-Inflation bislang verlaufen sind – für den reichsten Mann der Welt und möglicherweise baldigen Twitter-Besitzer Elon Musk sind weder Kriege noch Hungersnöte noch kommende Pandemien die größte Bedrohung für den Fortbestand der Menschheit, sondern die nicht ausreichende Reproduktion.

Seit Jahren plädiert Musk dafür, mehr Kinder in die Welt zu setzen. Der 50-Jährige geht dabei mit gutem Beispiel voran: Der Tesla-Chef ist tatsächlich bereits siebenfacher Vater. "Auch wenn viele das Gegenteil annehmen, haben sie umso weniger Kinder, je reicher sie sind. Ich bin da eine rare Ausnahme", twitterte Musk nicht ohne Stolz.

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="en" dir="ltr">Contrary to what many think, the richer someone is, the fewer kids they have.<br><br>I am a rare exception. Most people I know have zero or one kid.</p>&mdash; Elon Musk (@elonmusk) <a href="https://twitter.com/elonmusk/status/1529100718065569792?ref_src=twsrc%5Etfw">May 24, 2022</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

Im Gegensatz zu seinen häufig polarisierenden Mem-Tweets hat Musk die Statistik eindeutig auf seiner Seite. Seit fünfzig Jahren liegt die Geburtenrate in den USA (ähnliche wie in Deutschland) unter der nötigen Reproduktionszahl von 2,1. Musk hatte auf den kommenden „Bevölkerungskollaps“ bereits 2019 in einer Podiumsdiskussion mit Alibaba-Gründer Jack Ma hingewiesen.

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="en" dir="ltr">Population collapse is the biggest threat to civilization <a href="https://t.co/ZrHN5DsrVB">https://t.co/ZrHN5DsrVB</a></p>&mdash; Elon Musk (@elonmusk) <a href="https://twitter.com/elonmusk/status/1529193812949614594?ref_src=twsrc%5Etfw">May 24, 2022</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

Keine Frage: Kinder sind die Zukunft. In diesem Sinne: einen schönen Vatertag morgen!

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