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Wochenrückblick

Die wenig witzigen Insta-Konferenzen des Julian Reichelt

Ex-"Bild"-Chef Julian Reichelt läuft sich auf Instagram und LinkedIn für sein neues Medium warm. "Kress Pro" parierte erfolgreich eine Millionen-Klage des Verlegers Walterpeter Twer. Elon Musk sorgte für Schnappatmung in der Twitter-Bubble. Und es braucht eindeutig mehr schräge Chefredakteurs-Fotos. Die MEEDIA-Wochenrückblick-Kolumne.

Stefan Winterbauer29.04.2022 13:17

Mein ehemaliger Arbeitgeber, der "Kress Report", der heute "Kress Pro" heißt, hat einen bizarren Rechtsstreit mit dem Verleger der "Rhein Zeitung", Walterpeter Twer, ausgestanden. Der hatte den Verlag von "Kress Pro", den Oberauer Verlag, auf rund 1,4 Mio. Euro Schadensersatz verklagt, weil das Magazin über einen Streit zwischen Twer und einem Tischler berichtet hatte. Dabei ging es darum, dass Twer als Investor für eine Erfindung des Tischlers auftrat, diesen aber über den, äh, Tisch zog, aus dem Unternehmen drängte und in den Ruin trieb. So die Darstellung des Tischlers. Twer fühlte sich falsch dargestellt und zettelte einen jahrelangen Rechtsstreit mit "Kress" an, der in der Forderung von rund 1,4 Mio. Euro Schadensersatz gipfelte, weil nach der Berichterstattung angeblich ein mündlich vereinbartes Geschäft geplatzt sei. Die Landgerichte Hamburg und Köln – beide nicht direkt bekannt überschäumend pressefreundlich zu urteilen – ließen den Verleger jeweils abblitzen. Wie "Kress Pro"-Chefredakteur Markus Wiegand in der jüngsten Ausgabe schreibt, hielt das LG Hamburg in einer Begründung fest: „Der Kläger hat keinen Anspruch darauf, nur so in der Öffentlichkeit dargestellt zu werden, wie es ihm genehm ist.“ Wohlgemerkt: Der Mann ist Zeitungsverleger. Jetzt sind die Fristen für eine Berufung verstrichen. Für einen kleinen Verlag sind solche Klagen durchaus existenzbedrohend. Gut, dass Twer damit nicht durchgekommen ist.

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