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Wochenrückblick

Vorschnelles Triumphgeheul wegen einer vermeintlichen Twitter-Sperre

An der absurden "Stern TV"-Sendung vom vergangenen Sonntag kann man einige Knackpunkte der Fusion von RTL und G+J studieren. Teile der Twitter-Öffentlichkeit freuten sich zu früh über eine Sperrung des Accounts von Andreas Hallaschka. Und Peloton hat zu einer steilen Bergabfahrt angesetzt. Die MEEDIA-Wochenrückblick-Kolumne.

Stefan Winterbauer21.01.2022 14:01

Haben Sie vergangenen Sonntag auch "Stern TV" geguckt? Die Sendung – unerschütterlich wegmoderiert von Frauke Ludowig und Nikolaus Blome – kam bei der Medienkritik eher so mittel an. Und es war auch wirklich absurd, wenn man sah, wie der frühere Trainer von Eintracht Frankfurt – Dragoslav „Stepi“ Stepanović – in sehr, sehr wirren Worten davon redete, dass Tennis-Star Novak Djokovic in Wahrheit deshalb aus Australien ausgewiesen worden sei, weil, wenn er die Australian Open gewonnen hätte, man vor dem Stadion eine Büste von ihm hätte errichten müssen und das Stadion dann nach ihm hätte benannt werden müssen. Oder so ähnlich. Frauke Ludwig quittierte solcherlei Unfug mit der Bemerkung "Stepi" habe mal wieder eine "klare Meinung" geäußert. Man muss es sich anschauen, um die Absurdität des Stepanović-Auftritts erfassen zu können. Und ja: die riesigen Tische mit unbeholfen drapierten "Stern"-Heften; der "Heiße Stuhl", den man aus irgendeiner RTL-Asservatenkammer hervorgekramt und den Ober-"Querdenker" Markus Fuchs draufgesetzt hat; die Wer-bin-ich-Einlage, bei der sich am Ende alle Sichtschutzbrillen aufsetzten, um zu erraten, dass Gaby Köster Werbung für ihre neue RTL-Sendung macht; die hastig zusammengestoppelte Live-Band, die schaurig-schräg die "Stern TV"-Intro-Musik zum Besten gab. All das war sicher keine Stern-Stunde des ("Stern")-TV. I+U, die Produktionsfirma der Mittwochs-Ausgabe sah sich gar genötigt, sich während der laufenden Sendung von dem, was da in ihrem Studio getrieben wurde, zu distanzieren. Ich fand vor allem diese irre Mischung bemerkenswert: die "Stern"-Hefte auf dem Tisch als Symbol der Vereinigung mit G+J. Die Reminiszenz an das alte RTL mit dem heißen Stuhl. Dass man mit "Let's Dance"-Juror Joachim Llambi ein bekanntes Gesicht hingehockt hat, um die treuen RTL-Zuschauer nicht zu sehr zu erschrecken. Überhaupt das Duo Blome/Ludowig, die gleichsam für die beiden Seiten des "neuen" RTL stehen könnten: Politik/Unterhaltung. Man konnte an dieser Sendung wie unter einem Brennglas die ganzen Ambitionen und Probleme der Zusammenführung von RTL mit G+J studieren. Die Misstöne der Band lieferten dazu die passende Untermalung.

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