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Was die "Süddeutsche Zeitung" [da berichtete](/article/deutsche-welle-will-antisemitismus-vorwuerfe-pruefen-lassen-bf27f1b98d9478ff860198157b9bdb4f), ist starker Tobak. Die Zeitung schilderte zahlreiche Fälle schwerwiegender antisemitischer und antiisraelischer Ausfälle von Mitarbeitern der Deutschen Welle in sozialen Netzwerken oder bei anderen Medien. Dabei geht es um Holocaust-Leugnungen und offene Solidaritätserklärungen mit extremistischen Gruppierungen. Ganz klar, dass dies mit dem Auftrag der DW als deutschem Auslandsender nicht vereinbar ist.

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Die Führung der Deutschen Welle muss nach den Antisemitismus-Vorwürfen schnell und konsequent handeln, meint **MEEDIA-Chefredakteur Stefan Winterbauer** – Illustration: Bertil Brahm

Offenbar ist es normal, dass bei Korrespondenten-Besetzungen der Deutschen Welle im Ausland keine Stellenausschreibungen stattfinden, sondern vor allem die "Kenntnis des jeweiligen Medienmarktes, gute Vernetzung und das Verständnis für die journalistischen Werte der DW" relevant seien, wie ein DW-Sprecher der "SZ" sagte. Ganz offensichtlich reicht das nicht. Man muss nicht nur ein "Verständnis" für die journalistischen Werte der DW haben, man muss sie auch leben.

Die Deutsche Welle will nun wieder einmal prüfen und "eine unabhängige externe Untersuchung" einleiten. Das kommt einem bekannt vor. **Schon des Öfteren stand der Sender im Kreuzfeuer der Kritik**, allerdings zuvor wegen Vorwürfen des Mobbings und Machtmissbrauchs, übrigens auch vorrangig in der arabischen Abteilung des Senders. Damals initiierte Intendant Peter Limbourg eine so genannte "Betrachtung" der Vorgänge durch zwei Rundfunkräte, was einige als nicht unabhängig genug kritisierten. Als Ergebnis der "Betrachtung" gab es u.a. Trainings zu Konflikt-Lösungen und die Zahl der Teams und Führungskräfte in der arabischen Redaktion wurde erhöht.

Jetzt also wieder massive Vorwürfe und wieder eine externe Untersuchung an deren Ende dann möglicherweise arbeitsrechtliche Konsequenzen stehen. Die neuen Vorwürfe treffen den Sender noch härter als die alten Geschichten, bei denen es um Mobbing ging. Mobbing – und eine möglicherweise toxische Arbeitskultur – sind schlimm genug. Als aus Steuern finanzierter Auslandssender ist die DW aber dafür da, das Bild und die Werte Deutschlands international zu vertreten. Für Antisemitismus kann es da nur null Toleranz geben.

In der "SZ" wird der Fall Nemi El-Hassan als Vergleich herangezogen. Die Journalistin durfte einen Moderationsjob beim WDR wegen vergleichsweise harmloser Likes für antisemitische Inhalte nicht antreten. Ein solcher Vergleich führt aber nicht weiter. Es darf bei Antisemitismus keine graduellen Unterschiede geben. **Es gibt keinen Antisemitismus light.** Dass der WDR sich von El-Hassan trennte, war richtig.

Auch die DW muss jetzt schnell personelle Konsequenzen ziehen, wo die Beweislage klar ist. Darüber hinaus sollte sich die Führung des Senders wirklich ernsthaft Gedanken machen, wie die arabische Abteilung des Hauses wirklich nachhaltig neu aufgestellt werden kann. Damit endlich Ruhe einkehrt. Das Überdenken des Recruiting-Prozesses von Korrespondenten vor Ort wäre ein Anfang.

Die DW muss konsequent und schnell handeln