Anzeige
Menschen und Marken

Die Fake-Entscheider

Wir erleben dieser Tage einen Wahlkampf um das wichtigste Führungsamt dieses Landes, der alles vermissen lässt, was Führung ausmacht: Zukunftsvision, Gestaltungswille, Klarheit, Entschlusskraft. Kein Wunder, dass das Interessanteste dabei nicht aus den Köpfen der Bewerber*innen kommt, sondern aus dem Lasch-o-mat.

Frank Dopheide23.08.2021 07:00
Frank Dopheide –
Frank Dopheide – Illustration: Bertil Brahm

Damit wird die Spitze der Politik präsent in einer Disziplin, die es auch in den Führungsetagen der Wirtschaft in den letzten Jahren zur großen Blüte gebracht hat: Fake Leadership. Diese Führungskräfte verstehen sich nicht als Vorbild, Vorarbeiter oder Vordenker, sondern eher systemisch als Vorgesetzte – der Name ist Programm. Ihre Kompetenz wurde qua Organigramm oder Zugehörigkeitsdauer besiegelt. Auf der Höhe ihrer Karriereleiter haben sie sich eine ganze Batterie wirkungsvoller Tools zugelegt, Entscheidungen zu vermeiden, zu delegieren oder vorzutäuschen, um Risiken zu vermeiden. Ihr vermutlich wirkungsvollstes Mittel ist das „Forwarden“, auch bekannt als „Management by mailing around“. Der einfachste Weg Aktivität vorzutäuschen, die Untergebenen mit Nebensächlichkeiten zu beschäftigen und dabei an der Daumenschraube zu drehen. „Let´s install some fear“ wird zwar in keinem Management-Buch gelehrt, ist aber weithin gelebte Praxis und per Entertaste leicht zu praktizieren.

Anzeige