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Wochenrückblick

Nein, liebe Grüne, das ist keine Schmutzkampagne, das ist normale Medienarbeit

Bei der Aufregung rund um die Plagiatsvorwürfe gegen die Grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock geht einiges durcheinander. Die "Bild" entschuldigt sich halbgar für einen krassen Fehler. Die ARD will lieber nicht das ZDF angreifen. Und Jessy und Basti fragen Jogi. Die MEEDIA-Wochenrückblick-Kolumne.

Stefan Winterbauer02.07.2021 13:50

Das hatte sich Annalena Baerbock vermutlich anders vorgestellt, als ihr zum Antritts-Interview im ProSieben-Studio von den beiden Fragestellern noch applaudiert wurde. Seit Wochen steht die Kanzlerkandidatin der Grünen im Feuer. Von einem Medien-Hype kann aktuell keine Rede mehr sein. Und das ist zu allererst eine gute Nachricht. So zeigt sich doch, dass die journalistischen Beißreflexe noch in Ordnung sind, auch wenn es um Spitzenpersonal der angeblichen Lieblingspartei der Medienmenschen geht. Was die aktuelle Aufregung rund um Plagiatsvorwürfe betrifft, so geht da einiges durcheinander. Zunächst einmal ist es weitestgehend unerheblich, ob es sich bei den Abschreiber-Stellen in Baerbocks Buch "Jetzt" teils um potenzielle Urheberrechtsverletzungen handelt oder nicht. Ihre Kritiker erheben diesen Vorwurf in den meisten Fällen auch gar nicht. Es geht um die Abschreiberei an sich und wie Baerbock und ihre Partei auf die Berichterstattung darüber reagieren. Dass Baerbock (oder ihr Ghostwriter) abgeschrieben, bzw. kopiert haben steht außer Frage, das sieht man anhand der Textstellen. Aber ist das jetzt schlimm oder nicht? Hat sie nun ein "Sachbuch" geschrieben und was ist das überhaupt, ein "Sachbuch"? Sie hat, soviel kann man festhalten, ein Buch geschrieben, auf dem ihr Name als Autorin steht. Landläufig nimmt man ja an, dass derjenige, dessen Name da steht, das Ding auch geschrieben hat. Nun wurde ihr nachgewiesen, dass sie einige Stellen wortgleich oder fast wortgleich aus diversen Quellen übernommen hat. Das ist nicht verboten, aber es ist womöglich kein guter Stil und es sagt vielleicht auch etwas über die Autorin aus. Die Grünen tun nun aber so, als habe hier gar keine Abschreiberei stattgefunden, als handle es sich nur um Fakten-Übernahmen. Dabei kann jeder anhand der vielfach dokumentierten Stellen erkennen, dass dies Unfug ist.

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