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Wochenrückblick

Altkanzler Gerhard Schröder verteidigt Helmut Newtons Brüste bei Linkedin

Altkanzler Gerd Schröder staunte nicht schlecht, als er von Linkedin wegen eines kulturell wertvollen Videos zum Thema Helmut Newton angepflaumt wurde. "Focus"-Print Redakteure werden immer noch fuchsig, wenn man sie mit Onlinern verwechselt. Warum müssen Gerichte eigentlich Pressemitteilungen verschicken, ohne dass es ein Urteil gibt? Und – Überraschung – es gibt hier und da noch Presserabatte, man sollte sie aber nicht in Anspruch nehmen. Die MEEDIA-Wochenrückblick-Kolumne.

Stefan Winterbauer19.02.2021 15:35

Der Terminkalender eines Altkanzlers kann ganz schön voll sein. Am einen Tag Meisenknödel aufhängen, dann ein Video zum 100. Geburtstag Helmut Newtons für das Berliner Museum der Fotografie aufnehmen und sich anschließend mit einer us-amerikanischen Internet-Plattform wegen Zensur rumärgern. Die Rede ist natürlich von Gerhard Schröder. In der "Süddeutschen Zeitung" lese ich, dass ein Video von ihm, in dem er sich an Helmut Newton erinnert, von der Business-Plattform LinkedIn zensiert wurde. Im Video waren/sind nämlich einige der berühmten Fotografien Newtons zu sehen, die bekannterweise häufig nackte Frauen zeigen. Too much für die zugeknöpften Business-People von LinkedIn. Der Altkanzler wurde aufgefordert derlei Schweinekram zu unterlassen, Kultur hin oder her. Community-Richtlinien, Sie wissen schon. Der Gerd hat sich gebeugt und auf LinkedIn eine entschärfte Version des Videos hochgeladen, ganz ohne nackte Weiber und so. Doll findet er das aber nicht. Die Fotografien seien doch "für mein Verständnis: Kunst, die man auch öffentlich präsentieren darf. Aber liege ich falsch?" Nein, Gerd, da liegst Du ganz richtig. Ungeschnitten kann man das Interview noch auf YouTube sehen (aber auch da nur mit Altersbeschränkung, uiuiui). Wer weiß, wie lange noch. YouTube-Mutterkonzern Alphabet hat gerade das Satire-Magazin "Titanic" aus dem Google-Playstore geschmissen, weil das eine "obszöne" Jesus-Karikatur auf dem Cover hatte. Helmut-Newton-Fotografien zeigen nackte Frauen, die "Titanic" hat eine obszöne Karikatur auf dem Cover – Business as usual möchte man meinen. Nicht aber für die Sittenwächter aus Übersee.

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