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Wochenrückblick

Warum sich die "SZ" im Fall Levit für das Falsche entschuldigt hat

Die "SZ" entschuldigt sich für einen Artikel über den Star-Pianisten Igor Levit. Der S. Fischer Verlag will mit seiner Autorin Monika Maron nix mehr am Hut haben. "Der Spiegel" stellt Star-Virologin Sandra Ciesek freche Fragen. Und die "Taz" macht bessere Satire als die "Titanic". Die MEEDIA-Wochenrückblick-Kolumne.

Stefan Winterbauer23.10.2020 13:16
Stefan Winterbauer –
Stefan Winterbauer – Illustration: Bertil Brahm

Der SZ-Autor Helmut Mauró hat ein Stück über den jüdischen Star-Pianisten und Twitter-Virtuosen Igor Levit geschrieben. Essenz des Artikels: Mauró ist der Meinung, dass Daniil Trifonov ein besserer Pianist ist als Levit. Außerdem meint Mauró, dass Levit auf Twitter ein bisschen zu sehr die Klappe aufreißt. Ich paraphrasiere hier grob. Das kann man meinen oder auch nicht. Problematisch wird der Text Maurós, weil er Begriffe wie "Opferanspruchsideologie" und "opfermoralisch" verwendet und Levits Engagement gegen Rechtsextremismus als "lustiges Hobby" herabwürdigt. Die "Opfer"-Terminologie ist in dem Text zwar nicht direkt auf Levit gemünzt, aber allein dass diese Begriffe auftauchen und auf Levit bezogen werden können, ist problematisch, weil antisemitisch. Der Text sorgte für einen Sturm der Entrüstung bei Lesern, Twitterern, Levit-Fans und – wie zu hören ist – auch bei SZ-Redakteuren. Gegenüber Levit soll Chefredakteur Wolfgang Krach den Text zunächst noch verteidigt haben. Eine Linie, die bei einer sich weiter aufbauenden Empörungswelle offensichtlich nicht zu halten war. Schließlich veröffentlichten Krach und Co-Chefredakteurin Judith Wittwer eine Entschuldigung mit der bezeichnenden Formulierung:

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