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"Stern" und "Taz"

Ist die Kooperation mit Klimaaktivisten das Ende des unabhängigen Journalismus?

Die "Taz" tut es, der "Stern" hat es getan - beide haben eine Ausgabe zusammen mit Köpfen der Klimabewegung erarbeitet. Das stößt nicht nur auf Gegenliebe. Kritiker sehen einen journalistischen Tabubruch. Dabei sollte uns etwas ganz anderes Sorge bereiten.

Tobias Singer25.09.2020 10:20
"Stern" und "Taz" kooperieren mit Klimaaktivisten - eine gute Entscheidung?

„#keinGradWeiter - Die Krise ist längst da. Was wir jetzt tun müssen, um uns zu retten“, ist auf dem Cover des aktuellen Stern zu lesen. Dazu ein Foto, das die apokalyptische Stimmung von den Waldbränden in Kalifornien zeigt. Ein Cover, wie es in die derzeitige Nachrichtenlage passt. Seit August wütet dort eine verheerende Serie an Feuern. Und doch: Diese Ausgabe sorgt für mehr Diskussion als es der Titel vermuten lässt. Schuld daran ist eine Unterzeile: „Eine Ausgabe in Zusammenarbeit mit Fridays for Future“ ist dort zu lesen. Das reichte. Focus-Kolumnist Jan Fleischhauer sieht in der Ausgabe den Versuch eines „NGO-Journalismus“, wie er auf Twitter schreibt. Welt-Chef Ulf Poschardt übt sich auf demselben Kanal reflexartig in Alliterationslyrik: die Kooperation zeige, was längst auch in zig anderen Redaktionen inoffiziell passieren würde: „die Kernfusion von Klimajournalismus und Klimaaktivismus“. Kleiner geht’s nicht. Was sonst nur versteckt geschehe, sei jetzt für jeden also sichtbar: In deutschen Redaktionen regiert Aktivismus statt Journalismus, ausgenommen, natürlich, die Welt.

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