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Wochenrückblick

Die verquere Wahrheit des Gabor Steingart

Das neue Buch von Gabor Steingart, "Die unbequeme" Wahrheit", ist leider auf gefährliche Art und Weise verantwortungslos. "FAS"-Mann Claudius Seidl traf sich mit seinem Arbeitgeber vor Gericht. Und wir werden Kai Blasberg als Tele 5-Chef sicher noch ganz doll vermissen. Die MEEDIA-Wochenrückblick-Kolumne.

Stefan Winterbauer04.09.2020 10:04
Stefan Winterbauer –
Stefan Winterbauer – Illustration: Bertil Brahm

Eigentlich wollte ich mich gar nicht so sehr über Gabor Steingarts Buch Die unbequeme Wahrheit – Rede zur Lage der Nation aufregen. Worüber sollte man sich auch schon groß aufregen? Darüber, wie scham- und ideenlos er den Titel bei Al Gore abgekupfert hat (An inconvenient Truth, Eine unbequeme Wahrheit)? Über den phrasengesättigten Stil ("Die Tür zum Zug in Richtung Zukunft steht schon offen. Lass uns einsteigen, mein Freund.")? Über die ranschmeißerische Art und Weise, den Leser, die Leserin penetrant als "mein Freund" anzuschreiben ("Öffne dein Fenster heute Nacht, mein Freund, und wenn du in die Stille hinaushorchst, kannst du hören, wie die tektonischen Platten unter deinem Leben sich verschieben.")? Über die erschlagende Fülle an an den Haaren herbeigezogenen und teils grottenfalschen Metaphern ("Corona ist der Schwarze Schwan für große Teile der deutschen Volkswirtschaft. Er kreist über dem Hochofen von ThyssenKrupp. Er überfliegt die Braunkohlereviere, die Reisebüros von TUI und die VW-Zentrale in Wolfsburg, um auf jenen Produktionsanlagen zu landen, in denen seit hundert Jahren der Verbrennungsmotor gefertigt wird. Das Wappentier des bevorstehenden Unglücks nistet auch auf den Zinnen alter Macht im Frankfurter Bankenviertel.“)?

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