MEEDIA

Mein schlimmster Job

"Du stinkst nach Rauch.“ Während meines dualen Studiums habe ich diesen Satz sehr oft nach Feierabend von Freunden und Bekannten gehört. Dabei bin ich Nichtraucher.

Der Grund für diese Kommentare war meine Hospitation in der Buchhaltung eines großen Unternehmens. Mein Büro habe ich mir mit acht Kettenrauchern geteilt. Während der Arbeitszeit. Am Schreibtisch. Pro Kopf zwei bis drei Schachteln am Tag. Einer hat eigentlich immer geraucht. Wenn kein Fenster geöffnet wurde, füllte sich der Raum schnell mit Nikotinschwaden. Es sah aus, als hätte jemand ein Lagerfeuer entzündet. Kurzum: Das Büro war miefig.

Hinzu kam, dass der Job selbst ziemlich langweilig war und im Prinzip aus einer repetitiven Aufgabe bestand: Belegnummern im System eingeben, Beleg auf einen Stapel legen, fertig. Und wieder von vorne. Die Arbeit war wenig effizient, nicht automatisiert und kaum digitalisiert. Wie viel man an einem Tag abgearbeitet hatte, konnte man etwa an dem Belegstapel ablesen, der im Laufe des Tages immer höher wurde. Das war’s.

Der Job war eine meiner ersten Erfahrungen mit der Arbeitswelt der großen Unternehmen – und hat mich sehr geprägt. Mir war schnell klar, dass ich so nicht arbeiten möchte; dass ich viel mehr Freiheiten und Herausforderungen brauche. Ich habe Appinio zwar erst Jahre später gegründet, es kann aber durchaus sein, dass mir diese Erfahrung im Nachhinein die Selbständigkeit schmackhaft gemacht hat.

Das Problem mit den quarzenden Kollegen löste sich – im wahrsten Sinne des Wortes – glücklicherweise schnell in Rauch auf. Mehr als zwei Wochen waren für meine Stippvisite in dieser Abteilung während des Studiums nicht vorgesehen. Und für meine Freunde und Bekannten, mit denen ich nach Feierabend unterwegs war, habe ich rasch ein probates Mittel gefunden. Nach der Arbeit duschen und die Kleidung wechseln.

***Jonathan Kurfess** ist CEO vom Marktforschungsinstitut Appinio.*

---

*Auch schon mal dem Grauen ins Gesicht geschaut? Schreiben Sie uns: **meinschlimmsterjob@meedia.de***

Du stinkst, schon wieder