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Winterbauers Woche

Es gibt sie noch, die Print-Erfolgsgeschichten – man muss nur abseits der großen Verlage danach suchen

Der "Guardian" bringt es fertig, ein Stück über die Deutsche Welle zu schreiben, in dem nichts wirklich falsch ist, das aber trotzdem ein falsches Bild zeichnet. Kleine Magazine feiern große Erfolge, Einhorn-Auswürfe sind der neue Kinderzimmer-Trend und nicht jede TV-Show braucht unbedingt einen Podcast. Die MEEDIA-Wochenrückblick-Kolumne.

Stefan Winterbauer17.01.2020 15:00
Stefan Winterbauer –
Stefan Winterbauer – Illustration: Bertil Brahm

Diese Woche hat der britische "Guardian" der Deutschen Welle (DW) ein veritables Image-Problem beschert. Die international viel gelesene Zeitung veröffentlichte auf ihrer Website ein langes Stück, das den deutschen Auslandssender als eine Art Vorhof zur Hölle beschreibt. Hetze, Mobbing, Rassismus seien dort quasi an der Tagesordnung. Die Führung drohe Mitarbeitern, die solche Missstände melden, auch noch mit Repressalien. Die in dem Text beschriebenen Vorfälle werden von der DW gar nicht bestritten. Sie sind nur schon über ein Jahr alt und der Sender beteuert, gegen die Missstände vorgegangen zu sein. Da haben wir also ein Stück Journalismus in einem weltweit renommierten Medium, das zwar keine Fake-News im engeren Sinne verbreitet, aber doch einen offenbar falschen Eindruck erweckt. Der "Guardian" wird zu nicht unwesentlichen Teilen über Spenden und Mitgliedschaften finanziert und bedient – so nehme ich das jedenfalls wahr – in erster Linie ein eher linksliberales Publikum. Gibt es da möglicherweise einen gewissen Hang, Stories zu publizieren, die ziemlich gut in das Weltbild der eigenen (zahlenden) Zielgruppen passen? Ich will gar nicht unterstellen, dass so etwas absichtlich geschieht, aber vielleicht unbewusst.

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