Ausgelöst hatte die Diskussion die demokratische Präsidentschaftskandidatin Elizabeth Warren. Sie forderte in einem Beitrag auf der Plattform Medium die Zerschlagung von Amazon, Facebook und Google, um deren Monopolstellung aufzulösen. Für eine US-Politikerin eine ungewöhnliche Forderung: Derlei Vorschläge waren bislang nur aus Europa bekannt. Die EU-Kommissarin Margrethe Vestager positioniert sich regelmäßig als Gegnerin der Tech-Giganten. Die US-Politik ließ die großen IT-Unternehmen des Silicon Valley bislang weitgehend in Ruhe.
Dementsprechend groß die Entrüstung: Auf der SXSW wehrten sich die beiden Instagram-Gründer Kevin Systrom und Mike Krieger gegen die Idee. “Groß zu sein ist kein Verbrechen”, sagte Kevin Systrom auf der Bühne. “Ich habe die Befürchtung, dass dieser Vorschlag lediglich auf ein ‘Anti-Tech-Gefühl’ einzahlt, anstatt echte Probleme zu lösen”. Die Wut der Bürger auf die Tech-Branche habe sich “verzehnfacht”. Dabei hätte die Politik verschiedene Möglichkeiten, Firmen zu regulieren, erzählen die beiden Gründer, ohne konkret darauf einzugehen. “Zerschlagung ist nicht die Antwort auf alles”, sagt Systrom.
Aufkauf hätte dem Verbraucher genützt
Er und sein Kollege Krieger haben Instagram 2012 für eine Milliarde Dollar an Facebook veräußert. Viele waren damals überrascht von dem hohen Preis. Erst später war klar: Zuckerberg hat mit Instagram einen wahren Goldschatz gekauft. Das Netzwerk gehört mit mittlerweile über einer Milliarde Nutzern zu den größten der Branche.
Systrom argumentiert nun: Der Kauf habe dem Verbraucher letzten Endes genützt und etwa bessere Features gebracht. Zwar gibt es auf dem Gesamtmarkt der sozialen Netzwerke weniger Wettbewerb, intern habe es zwischen den Entwicklern der Firmen aber sehr wohl Konkurrenz gegeben. Das Wachstum habe zudem dazu geführt, dass Instagram letztlich besser für den Kunden sei als zuvor. Und überhaupt: Hätte Facebook das Netzwerk nicht groß gemacht, gebe es die Bilder-Community vielleicht gar nicht mehr.
Die Instagram-Gründer bedienen sich damit einem typischen Argument der Tech-Branche: Solange der Verbraucher keine Nachteile spüre, könne die Marktmacht vernachlässigt werden. Gegner sehen dagegen eine zu große Datenhoheit der Konzerne und die Gefahr, dass diese missbraucht wird.
Kein Wort zum Abgang bei Facebook
Das einstündige Gespräch auf der SXSW drehte sich auch um die Gründer selbst. Im Herbst vergangenen Jahres haben sie Facebook überstürzt verlassen. Der Finanzdienst Bloomberg berichtete damals, die beiden hätten Meinungsverschiedenheiten mit Facebook-Chef Mark Zuckerberg über die künftige Entwicklung von Instagram gehabt.
Auf der Bühne wollte sich das Duo nicht konkret dazu äußern. Systrom bestätigte aber, dass die Gründer über die Zeit hinweg ihre Unabhängigkeit verloren haben. Das aber sei den beiden von Beginn an klar gewesen. “Wenn eine Community so bedeutend für den Konzern wird, würde es keinen Sinn machen, sie alleine wachsen zu lassen”. Ihre Zukunft ließen die beiden Unternehmer offen.
(rt)