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Im Namen des Klicks: Henryk M. Broder vor dem Social-Media-Schnellgericht

Das Foto, das den Publizisten und Welt-Journalisten Henry M. Broder zeigt, wie er von der AfD-Chefin Alice Weidel umarmt wird, hat für viel Wirbel und einen veritablen Shitstorm gegen Broder gesorgt. Auch zahlreiche Journalisten und Medienmenschen haben sich daran beteiligt. Die Sache zeigt leider auch, wie wenig lernfähig Medien und ihre Macher sind. Ein Kommentar.

Stefan Winterbauer31.01.2019 11:28
AfD-Chefin Alice Weidel umarmt Publizist Henry M. Broder
AfD-Chefin Alice Weidel umarmt Publizist Henry M. Broder

Anklage, Beweisaufnahme, Urteil - alles in einem Tweet. Foto dran, auf Publish gedrückt - fertig ist das Social-Media-Schnellgericht. Angeklagt und verurteilt wurde in diesem Fall Henryk M. Broder. Er war einer Einladung der AfD-Bundestagsfraktion gefolgt und hatte vor den Abgeordneten eine Rede gehalten. Wie sich herausstellte, war es eine typische Broder-Rede: witzig, provokant, kritisch aber auch fragwürdig, polemisch, ironisch. Man muss weiß Gott nicht mit allem einverstanden sein, was er da sprach, bzw. später bei der Welt als Text dokumentiert wurde. Dass er die Auftritte der jugendlichen Klima-Aktivistin Greta Thunberg zum "Kindesmissbrauch" erklärt oder die Gender-Thematik für ziemlich bescheuert hält, wird für Kenner des Broder'schen Oeuvres keine Überraschung sein. Nebenbei erklärt er auch, dass er nicht daran glaubt, dass es einen von Menschen herbeigeführten Klimawandel gibt. Das bringt zuverlässig viele Zeitgenossen auf die Palme. Broder weiß das und drückt mit Lust die Knöpfe, die die Nadel in den roten Bereich wackeln lassen.

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