Es war nur ein Zug – und der auch nur auf Zuraten. Comedian Joe Rogan überraschte seinen Stargast am vergangenen Freitag in einem zweieinhalbstündigen (!) Podcast mit einem Joint. “Hast Du das schon mal versucht?”, fragte Rogan und entlockte Elon Musk das Geständnis: “Ja, ich glaube, ich hab’s mal versucht.”
Dann frischt Musk seine Erinnerungen auf. “Vielleicht ist das nicht so gut für die Aktie”, merkt Rogan noch an, reicht aber schnell verschwörerisch den Joint herüber. “Das ist Tabak mit Marihuana”, stellt der Podcast-Gastgeber klar. “Ist das legal?” fragt Musk und bekommt die Versicherung vom 51-jährigen Stand-up-Comedian: “Klar, ist alles legal.”
Legal oder nicht: Was in den für Tesla-Aktionäre so turbulenten letzten Wochen zählt, ist das Bild, das Musk abgibt – und das könnte selbstzerstörerischer kaum sein.
Als hätte die Rauchwolke vor dem Gesicht noch nicht gereicht, spült der gebürtige Südafrikaner auch noch mal mit Whiskey nach. Nach dem Absturz der Tesla-Aktie in den vergangenen Wochen, der ein Viertel der Börsenwertes vernichtete, kann man sich schon mal einen Schluck genehmigen, schien Musk ausdrücken zu wollen.
Allein: Die Bilder befeuerten den Ausverkauf der angeschlagenen Aktie nur weiter. Auch am Freitag stürzte das Papier um weitere 6 Prozent (in der Spitze sogar um 10 Prozent) ab und notiert nun bei 263 Dollar auf dem tiefsten Stand seit April. Leerverkäufer, die auf fallende Kurse setzen und für Musk ein Hauptgrund waren, ein Börsendelisting anzustreben, strichen am Freitag für den Gaga-Auftritt des Tesla-CEOs eine weitere halbe Milliarde Dollar an Kursgewinnen ein – an einem Handelstag.
Doch immer mehr Marktexperten glauben, dass Teslas Börsenirrfahrt längst noch nicht vorbei ist. Musks “persönliche Saga” der vergangenen Monate sei “ekelhaft und unangenehm”, stellt die Vermögensverwalterin Nancy Tengler von Heartland Financial beim Finanzsender CNBC fest.
“Die Reifen fliegen in Echtzeit ab”
“Top-Manager verlassen Tesla, er hat wenig Ersatz, es gibt keinen Nachfolgeplan. Er ist extrem beschäftigt, hat dann aber doch die Zeit für einen Podcast, der zweieinhalb Stunden dauert, in dem er kifft und Whiskey trinkt. Nebenbei hat er massig Deadlines verpasst”, kann es Nancy Tengler kaum fassen.
Die CIO von Heartland Financial erklärte, dass sie Teslas Vision und das Auto schätze, dass sich das Unternehmen aber durch die Abhängigkeit von Musk auf Crashkurs befinde: “Die Reifen fliegen in Echtzeit ab”, stellt Tengler dem Elektroautopionier metaphorisch ein denkbar schlechtes Zeugnis aus.
“Verhalten eines Mannes, der kein börsennotiertes Unternehmen leiten sollte”
Für den Leerverkäufer Robert Chapman ist die Sache ebenfalls eindeutig: Tesla stehen schwere Zeiten bevor. Nicht wegen Musks Verhalten, sondern wegen der fehlenden Wirtschaftlichkeit sagt der Investor bei CNBC sogar zweistellige Kurse – also ein Niveau unter 100 Dollar – voraus.
Wall Street-Veteran James Cramer geht mit Musk nach seinem bizarren Marihuana-Auftritt ebenfalls hart ins Gericht. “Das ist das Verhalten eines Mannes, der kein börsennotiertes Unternehmen leiten sollte”, hält der legendäre Marktkommentator Musk nicht mehr für die CEO-Rolle bei Tesla geeignet.
Ob Musk mit seinem Kiffer-Auftritt gegen die internen Richtlinien bei Tesla verstoßen hat und mit Ermittlungen durch den Aufsichtsrat oder sogar US-Behörden rechnen muss, steht unterdessen noch nicht fest.