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„Heiß bist du immer noch“: t-online erntet Kritik für sexistischen Artikel über Loris Karius‘ Niederlage

Für diesen t-online-Artikel über Loris Karius hagelt es Kritik
Während des Champions-League-Finales am Samstagabend unterliefen dem Liverpool-Torwart Loris Karius gleich zwei schwerwiegende Fehler, die das Spielergebnis entscheidend beeinflussten. Die t-online-Redaktion wollte Karius offenbar trösten und verfasste einen Artikel mit dem Titel „Sei nicht traurig, Loris – heiß bist du immer noch“. Das Ergebnis: Massive Kritik und Sexismus-Vorwürfe in den sozialen Netzwerken.
Seine beiden dramatischen Patzer waren das Gesprächsthema Nummer 1 nach dem Spiel zwischen dem FC Liverpool und Real Madrid. Bei Twitter entschuldigte sich Loris Karius am Sonntagnachmittag mit den emotionalen Worten: „Ich habe bis jetzt nicht geschlafen… die Szenen spielen sich in meinem Kopf immer wieder ab. Es tut mir für meine Mannschaft unendlich Leid sowie für euch, die Fans, und das gesamte Team. Ich weiß, dass ich es mit meinem beiden Fehlern verbockt und euch alle enttäuscht habe.“
Haven’t really slept until now… the scenes are still running through my head again and again… I’m infinitely sorry to my teammates, for you fans, and for all the staff. I know that I messed it up with the two mistakes and let you all down… pic.twitter.com/w9GixPiQDC
— Loris Karius (@LorisKarius) 27. Mai 2018
Doch der Wirbel um seine Person geriet jedoch schnell außer Kontrolle. Im Netz sah sich der Fußballer sogar Hasskommentaren und Morddrohungen ausgesetzt; bei Wikipedia wurde der Hass auf die Spitze getrieben – und Karius‘ Todesdatum auf den 25.5.2018 datiert.
Stop that shit people! Nobody is perfect and every human being makes mistakes #Karius #RMALIV pic.twitter.com/tQkW5s1O9h
— Lutz Pfannenstiel (@1_LPfannenstiel) 26. Mai 2018
Das Newsportal von t-online wählte am Sonntag einen ganz speziellen Weg, um dem Torhüter nach eigenen Angaben „ein paar Zeilen Trost“ zu spenden. Eine Redakteurin aus dem Unterhaltungsressort, schrieb in einem Artikel, sie und tausende andere Frauen fänden ihn „auch am Tag danach noch zum Anbeißen“. Was folgte, war eine Aneinanderreihung von Instagram-Posts des Torhüters, eingeleitet mit den Worten: „Die blonden Haare zum lässigen Man-Bun zurückgebunden, die Arme von oben bis unten tätowiert. Auf dem Feld gibt Loris Karius ein hübsches Bild ab. Aber er macht nicht nur im Trikot mit der Nummer 1 eine gute Figur. Mit den Fotos auf seinem Instagram-Account bringt er Frauenherzen zum Schmelzen. Bitteschön!“
Es dauerte nicht lange, bis erste Kritik an dem Artikel laut wurde. Etliche Leser des Artikels werfen t-online Sexismus vor und fordern einen Aufschrei:
Gratuliere zum mit Abstand dümmsten Kommentar zur causa #Karius #Sexismus
(Danke, @bjoernmannel) pic.twitter.com/scn1PV4Ygb— Micky Beisenherz (@MickyBeisenherz) May 27, 2018
Bei diesem Artikel ist ein Sexismus-Aufschrei durchaus angebracht.
— Victoria Reith (@netterversuch) 27. Mai 2018
„heiß bist du doch immer noch!“, „blond, blaue Augen, super Body“ – Dieser Artikel ist fürchterlich. Wir Frauen setzen uns gerade dafür ein, nicht auf unseren Körper reduziert zu werden. Dann sollte es umgekehrt auch nicht der Fall sein! #Karius #Sexismushttps://t.co/mY35sV5o3n
— F.👩🎓👩🏫 (@dephi_mv) 27. Mai 2018
Man kann gar nicht so viel fressen, wie man kotzen möchte!!!! #karius #meTor #sexismus #shitstorm https://t.co/ThtWDbm2ma
— Lochi_LE (@Lochi_LE) 28. Mai 2018
Offiziell hat sich weder die Redaktion des Newsüortals noch der Mutterkonzern Ströer zu der Kritik geäußert, allerdings twitterte Lukas Martin, Chef vom Dienst bei t-online, der entsprechende Artikel sei „unzynisch positiv“:
Wenn man mal das Dogma beiseite lässt, ist es eben ein Unterschied, ob eine Frau über einen Mann schreibt oder andersherum. Es geht doch nur um eins: Ist der Beitrag für Loris Karius verletzend? Wir finden, er ist unzynisch positiv. Warum dich das so umtreibt, weiß ich nicht.
— Lukas Martin (@LukasMartin) May 27, 2018
Ja. Ernsthaft. Und ich kann sagen, dass es die Autorin 100% aufrichtig gemeint und ausgedrückt hat. Alles andere spiegelt den Zynismus des Betrachters. Sie hat jemandem öffentlich ein Kompliment gemacht. Das Echo ist Abwertung und Anklage. Nicht vom Adressaten. Von Unbeteiligten.
— Lukas Martin (@LukasMartin) May 28, 2018