Publishing
Debatte um "Männer-Überhang" beim Deutschen Reporterpreis 2017: Wo sind die Frauen?

Beim Deutschen Reporterpreis waren nur 4 von 34 Gewinnern weiblich
Am Montagabend wurden in Berlin beim Deutschen Reporterpreis die besten Reportagen des Jahres 2017 ausgezeichnet. In zwölf Kategorien gab es insgesamt 34 Preise, unter den Ausgezeichneten waren jedoch nur vier Frauen. Bei Twitter empören sich etliche Medienmacher über diesen Schnitt. Reporterfabrik-Gründer und Ex-Spiegel-Reporter Cordt Schnibben schlug nun sogar vor, reine Männerteams von der Teilnahme auszuschließen.
Britta Stuff berichtete im September 2017 im Spiegel über die Lücke, die der ehemalige CDU-Generalsekretär Peter Hintze nach seinem Tod im November 2016 hinterließ, und wurde dafür mit dem Reporterpreis 2017 in der neu geschaffenen Kategorie Hauptstadt-Preis ausgezeichnet. Julia Speckmeier gehört zum Team der besten Datenjournalismus-Reportage „Stadt, Land, Vorurteil“ der Zeit, Emilia Smechowski wurde als beste freie Reporterin für ihren Text „Der Anpasser“ über Paul Ziemiak im SZ-Magazin ausgezeichnet und Christiane Wittenbecher gewann mit zwei männlichen Kollegen mit dem VR-Projekt „Was wollten Sie in Berlin?!“ in der Kategorie bestes „Web-Video“.
Das sind die vier Frauen, die am Montagabend in Berlin mit dem Deutschen Reporterpreis 2017 ausgezeichnet wurden. Die restlichen 30 Preisträger sind männlich. Nominiert waren insgesamt 112 Texte und Projekte.
Bei Twitter ärgern sich Journalistinnen und Journalisten über diese schlechte Quote:
Herzlichen Glückwunsch an @zeitonline! Gewinner in der Kategorie Datenjournalismus #reporterpreis. Aber: Wo sind die Frauen? pic.twitter.com/QSPT9pRjcA
— Pauline Tillmann (@paulinetillmann) 11. Dezember 2017
Again! @zeitonline hat den #reporterpreis in der Kategorie Investigation bekommen. Ausgezeichnet wurden fünf Männer. Tolle Männer, ohne Frage. Aber: Wo sind die Frauen? pic.twitter.com/Ks1nStCNXg
— Pauline Tillmann (@paulinetillmann) 11. Dezember 2017
Apropos Frauen beim #Reporterpreis : @Lena_Niethammer war übrigens VIER mal nominiert ?? #reporterpreis2017
— Anne-K. Gerstlauer (@aki_g) 11. Dezember 2017
Und @AnjaReschke1 nur so: „Für die, die hier eine kleine Statistik führen: Es waren jetzt insgesamt fünf Frauen auf der Bühne.“ Na immerhin. #Reporterpreis
— Raphael Thelen (@RaphaelThelen) 11. Dezember 2017
Und jetzt endlich die erste Laudatorin. Hier mehr Frauen, das wäre doch mal ein Anfang beim #reporterpreis. Und ein Signal. https://t.co/DyvGGfRipM
— Eva Wolfangel (@evawolfangel) 11. Dezember 2017
Natürlich sind keine frauen bein #Reporterpreis sonst wäre es ja #reporterinpreis ?♂️?♀️ #equity
— FFMStahbiler (@FfmStahbiler) 12. Dezember 2017
Da die Texte der Jury anonym vorgelegt werden, ist es schwierig, einen wirklichen Grund für den Mangel an Preisträgerinnen auszumachen. Da bereits bei den Nominierungen ein starker Männerüberhang zu erkennen war, vermuten einige bei Twitter, dass Frauen sich womöglich seltener trauen, ihre eigenen Texte einzureichen und/oder in den Redaktionen womöglich weniger Gelegenheit zu intensiven Recherchen bekommen:
Jetzt das Schlusswort von @schnibben: „Auch Männer nervt der Männerüberhang.“ Aber nur ein Drittel der Einreichungen, sagt er, kämen von Frauen, zwei Drittel von Männern. Der Wandel müsse in den Redaktionen beginnen. Und: mehr Frauen als Männer seien in der Jury! #reporterpreis
— Raphael Thelen (@RaphaelThelen) 11. Dezember 2017
Diskussion, warum so wenig Frauen zu den Preisträgern gehören, beginnt in den Redaktionen @Schnibben #reporterpreis
— ZAPP Medienmagazin (@ZappMM) 11. Dezember 2017
Und in den Händen der Redaktionen! Nur wenn #Frauen die Gelegenheit zu großen Recherchen und großem Nachdenken haben, können sie die tollen Texte schreiben, die sie dann beim #Reporterpreis einreichen können. https://t.co/G0Ls28BeCx
— Christina Berndt (@ChristinaBerndt) 14. November 2017
Seit einiger Zeit ereignet sich jedoch ein Paradigmenwechsel: Junge, talentierte Künstlerinnen wie Angel Haze oder Azealia Banks weisen das nötige Selbstbewusstsein auf, um sich in diesem feindseligen Umfeld zu behaupten. #rudelredigieren #reporterpreis
— Cordt Schnibben (@schnibben) 11. Dezember 2017
Um diesen Zustand zu verbessern, schlägt Cordt Schnibben außerdem konkret vor, reine Männerteams in Zukunft von der Teilnahme auszuschließen:
Mal so eine Idee nach durchdiskutierter und durchgesoffener Nacht: Reine Männerteams sind von der Teilnahme an Journalistenpreisen ausgeschlossen #reporterpreis #21.Jahrhundert #sonständertsichnix
— Cordt Schnibben (@schnibben) 12. Dezember 2017