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Trump als blutrünstiger Schlächter der Freiheitsstatue: Kontroverses Spiegel-Cover spaltet das Netz

Cover des Spiegel vom 4. Februar / Der Spiegel (c)
Das Titelbild der neuen Spiegel-Ausgabe schlägt hohe Wellen – bis über den Atlantik. Das vom kubanischen Künstler Edel Rodiguez gestaltete Cover zeigt US-Präsident Donald Trump in martialischer Pose: als Schlächter, der die Freiheitsstatue köpft. Kein Wunder, dass das kontroverse Cover das Web spaltet – ein Überblick über die Reaktionen im Social Web. Neu ist das Enthauptungs-Motiv übrigens nicht.
So präsentierten die Hamburger Freitagabend pünktlich um 18 Uhr ihren neuen Titel auf Twitter:
Der neue SPIEGEL. Ab jetzt zum Download und ab morgen im Laden erhältlich: https://t.co/qv6ihBqCQm pic.twitter.com/xtfI9YL2yW
— DER SPIEGEL (@DerSPIEGEL) February 3, 2017
Die Idee einer Illustration, die Trump als Schlächter der Freiheitsstatue zeigt, ist indes nicht neu. Bereits im Dezember 2015, also noch vor Beginn des US-Wahlkampfs, brachte die Tageszeitung New York Daily News einen Enthauptungs-Cartoon auf der Titelseite. Der Spiegel-Zeichner hat sich also offenbar „inspirieren“ lassen und die Idee abgekupfert. Die Reaktionen auf das neue Cover des Nachrichtenmagazins ließen nicht lange auf sich warten:
Das mit Abstand abstoßendste und geschmackloseste @DerSPIEGEL Cover aller Zeiten. @realDonaldTrump als Jihadi John. https://t.co/B0jvuR85oH
— Julian Reichelt (@jreichelt) February 3, 2017
Man kann es scharf und treffend machen – oder wie der @DerSPIEGEL. pic.twitter.com/TAkrc4u1Tt
— Sebastian Matthes (@smatthes) February 3, 2017
Komplettverlust des moralischen Kompasses. https://t.co/bh14Y7RXR2
— Filipp Piatov (@fpiatov) February 3, 2017
Der Spiegel, formerly known as serious political magazine.Wie ein alterndes Playmate, verzweifelt auf der Suche nach Aufmerksamkeit pic.twitter.com/1jPEuWCiiA
— Birgit Kelle (@Birgit_Kelle) February 3, 2017
Das #Spiegel-Cover zeigt wieder, daß a), Hitler nicht mehr zieht und b), das Magazin unbedingt aufzufallen versucht wg. wirtsch. Problemen.
— Lukas Steinwandter (@LSteinwandter) February 3, 2017
Falls es immer noch Leute gibt,die den #Spiegel aus nostalgischen Gründen fürn seriöses Nachrichtenmagazin halten… https://t.co/QH7NRqnG2U
— darksideoftheegg (@darksideoftheeg) February 3, 2017
Bei aller notwendigen Kritik an #Trump – Ich finde das Cover geht deutlich über das Ziel hinaus #Spiegel https://t.co/gIV3leJ3FF
— Sebastian Steineke (@SteinekeCDU) February 3, 2017
Als Demokrat kann man #Trump ablehnen. Das #Spiegel Cover ist aber blanke #Hetze und keine Kritik mehr. pic.twitter.com/lcNdonGgug
— chris65110 (@chris65110) February 3, 2017
Unfassbares Titelbild. Der Spiegel im Stile islamischer Terroristen#notinmyname
pic.twitter.com/yyoC4i0xLB— Kana (@kanaperei) February 3, 2017
Mutig und richtig. #spiegelcover pic.twitter.com/OpVjKvbyXr
— Kathrin Weßling (@ohhellokathrina) February 3, 2017
Trump beheads the Statue of Liberty in a striking magazine cover illustration https://t.co/Xd20rdqVKC
— Washington Post (@washingtonpost) February 3, 2017
The New Yorker, all somber. Der Spiegel, not fucking around (and nailing it). pic.twitter.com/Ea1oKHGrnQ
— Dan Savage (@fakedansavage) February 3, 2017
oh my god the new cover of Der Spiegel pic.twitter.com/9SHruM8mrA
— Bradd Jaffy (@BraddJaffy) February 3, 2017
This Der Spiegel Trump cover is stunning https://t.co/bbaQQ3ZBVH pic.twitter.com/uAP7p1geGu
— Chris Cillizza (@TheFix) February 3, 2017
Der Spiegel’s shockingly gruesome Trump cover depicts POTUS as a terrorist. https://t.co/d4SUfFPyqR pic.twitter.com/6x4dF1nzv5
— Mic (@mic) February 3, 2017
Der Spiegel goes full Charlie Hebdo. pic.twitter.com/M6IscLf2fl
— ian bremmer (@ianbremmer) February 3, 2017
Der Spiegel—which is like the Newsweek of Germany—decides to take the nuanced approach: pic.twitter.com/bp4oPeHs6C
— Alex Steffen (@AlexSteffen) February 3, 2017
‚Der Spiegel‘ Cover Features Trump Beheading Statue of Liberty. Here’s Why That’s Idiotic. https://t.co/WxgktQAZOy pic.twitter.com/vGQiamMofa
— Ben Shapiro (@benshapiro) February 3, 2017
The upcoming issue of Der Spiegel…
Very professional. ? pic.twitter.com/EWGCQYtltH
— Harlan Z. Hill (@Harlan) February 3, 2017
Interesting to contrast the timidity of the New Yorker with Der Spiegel’s cover pic.twitter.com/pz3pKytiQC
— ? Ben Harris-Roxas (@ben_hr) February 3, 2017
The notion that people have to choose between the TNY and Der Spiegel covers instead of appreciating both is why Trump won.
— emily nussbaum (@emilynussbaum) February 3, 2017
Wow! Der Spiegel gets it! #TrumpLeaks #TheResistance #CharlieHebdo https://t.co/2FFc1f8olM
— Ruthanne Bell (@swedeadeline) February 3, 2017
FAZ-Medienredakteur Michael Hanfeld setzt sich kritisch mit dem neuen Trump-Cover des Nachrichtenmagazins auseinander und schreibt: „Die Pose des Henkers ist das Bild des Terrors, darauf hat es der „Spiegel“ abgesehen, das hat die „Bild“-Zeitung gleich erkannt, mit dem berüchtigten IS-Terroristen Dschihadi John in Verbindung gebracht und den FDP-Politiker und Vizepräsidenten des EU-Parlaments, Alexander Graf Lambsdorff, um eine Stellungnahme gebeten. „Geschmacklos“ nennt er das Cover: „Der Titel spielt in ekliger Weise mit dem Leben von Terroropfern. Er sagt mehr über die ,Spiegel‘-Redaktion aus als über Trump.“
Nach Hanfelds Ansicht bedient der Spiegel mit seinem Schlächter-Cover „genau das, was Trump braucht: ein Zerrbild von ihm, mit dem er weiter an seinem Zerrbild der Presse arbeiten kann“. Auch im Text der dazu gehörigen Titelgeschichte fehle es an „einer nüchternen, differenzierten Betrachtung von Trumps Politik“. Das sei aber nicht überraschend, denn: „Von der hat sich das Blatt allerdings nicht erst jetzt verabschiedet. Schon der Titel vom 12. November des vergangenen Jahres, in dem Trump als Komet mit Feuerball erschien, der die Erde verschlingt, war von ähnlicher Machart wie der jetzige. Er verkündete „Das Ende der Welt (wie wir sie kennen).“ Der „Spiegel“ wusste also schon kurz nach Trumps Wahlsieg, dass das Ende der Welt naht. Das war eigentlich nicht mehr zu toppen.“
Welt-Autor Claus Wergin hat zum Thema am Sonnabend ebenfalls einen kritischen Kommentar veröffentlicht. Unter der Überschrift „Dieses Spiegel-Cover entwertet den Journalismus“ heißt es u.a.: „Das Kalkül dieses Covers ist klar: es soll ein Schocker sein und dem „Spiegel“ möglichst viel Aufmerksamkeit bringen. Und das ist auch gelungen. Per Twitter ging das Cover in der Nacht zum Samstag um die ganze Welt. „Washington Post“, „Business Insider“, „Buzzfeed“ und viele andere US-Medien haben umgehend darüber berichtet. Die Rechnung ist aufgegangen, die ebenso plump war wie offensichtlich: Publicity um jeden Preis.“
Und weiter: „Tatsächlich ist in diesem „Spiegel“-Cover beispielhaft kondensiert, was derzeit schiefläuft im hyperventilierenden Anti-Trump-Journalismus. Und nicht nur dort. Unser öffentlicher, von sozialen Medien turboladermäßig aufgeladener Diskurs ist längst in einen dauerhaften Erregungszustand eingetreten. Kein Wort ist zu groß, kein Vergleich zu schief, als dass er nicht angebracht werden würde.“