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Xing: Shitstorm und Kündigungswelle nach Empörung über News-Herausgeber Roland Tichy

Roland Tichy
Ungewohnte Entrüstung über Xing: Das Hamburger Business-Netzwerk ist in den sozialen Medien wegen seines News-Herausgebers Roland Tichy unter Druck geraten. Twitter-Nutzer stören sich an Tichys eigenem Blog-Angebot „Tichys Einblick“, das als „liberal-konservatives Meinungsmagazin“ immer wieder politische Entwicklungen kontrovers kommentiert. Zahlreiche Xing-Nutzer machen auf Twitter ihrem Ärger über Tichys politische Position Luft und kündigen Xing-Mitgliedschaften.
Den Stein ins Rollen brachte Mathias Richel, Kreativdirektor bei der Berliner Social Media-Agentur TLGG, mit folgendem Facebook-Post und Tweet, der mehr als 1000 Likes auf dem Kurznachrichtendienst einsammelte:
Kurz und schmerzlos, das könnt ihr auch. #xing #tichy pic.twitter.com/WnfYcS3fAR
— Mathias Richel (@mathiasrichel) January 7, 2017
Richel prangert in seinem Post an, dass Roland Tichy, der seit 2015 für Xing als Herausgeber für das Newsformat „Klartext“ fungiert, in seinem Blog Tichys Einblick „neurechte Beiträge“ publiziere, „in denen Andersdenkende pathologisiert werden“.
Gemeint sein dürfte damit der Beitrag „Warum Sie mit psychopathologisch gestörten Gutmenschen nicht diskutieren sollten“, der vom Autor Jürgen Fritz verfasst wurde und am Freitag erschienen war. Dort bezeichnete Fritz „grün-linke Gutmenschen“ als „geistig-psychisch krank“.
Nächste Stufe der Enthemmung: Auf @TichysEinblick werden politische Gegner als „psychisch krank“ attackiert. Bürgerliche Maske fällt. pic.twitter.com/AEkntoHkbd
— Jan-Philipp Hein (@aufmacher) January 7, 2017
Die Folge: Richel kündigte die Löschung seines Xing-Profils zu kommendem Mittwoch an und erklärte den Schritt am Sonntag in einem weiteren Tweet im Detail:
Hier noch einmal in zwei Bilder meine #xing-Acc-Löschung wegen #tichy erklärt: pic.twitter.com/Z2a2kGiIxU
— Mathias Richel (@mathiasrichel) January 8, 2017
Unterdessen beginnt Richels öffentlichkeitswirksame Profillöschung („das könnt ihr auch“) bei Xing auf Twitter zu trenden – und Nachahmer zu finden:
Premium Mitgliedschaft bei #Xing gekündigt. Ich muss #Tichy nicht über meine Beiträge mitfinanzieren.
— Nicole Britz (@dyfustic) January 8, 2017
Hallo @XING_de ! Tschüss, ein „psychopathologisch gestörter Gutmensch“ #tichy #xing pic.twitter.com/XKzgIkFDai
— Matthias Quent (@Matthias_Quent) January 8, 2017
#Xing Account gelöscht. Das war dann meine gute Tat für heute. Das wohl neurechte Netzwerk braucht kein Mensch…
— Chris Sickendieck (@csickendieck) January 8, 2017
Noch nicht lange dabei, aber schon vergrämt. Ich bin ebenfalls raus. #xing #tichy #kurzesvergnügen https://t.co/RTCrQntcy1
— Joris Niggemeier (@NiggemeierJoris) January 8, 2017
Schade ich mochte #Xing ja echt, aber unter solchen Bedingungen ist das echt nicht mehr tragbar.#xing #gelöscht
— Ericnat0r ? (@EricZ0n3) January 8, 2017
Und tschüss @XING_de war schon lange überfällig. Wenn man sich selbst zu Google+ degradiert.
— Lukas von Wartburg (@Kopareo) January 8, 2017
#KeinGeldFuerRechts: @RolandTichy arbeitet nun für @XING_de. Kein Scherz. Premium-Account schon gekündigt? Sofort erledigen!#Xing
— (((Matthias Oomen))) (@OomenBerlin) January 8, 2017
Es nervt! Nur wegen Roland Tichy muss ich nun meinen alten XING-Account reaktivieren, um ihn danach sofort wieder zu kündigen.
— Lorenz Meyer (@shengfui) January 8, 2017
Kurz versucht, einen @XING_de Account anzulegen. Nur um ihn dann wieder löschen zu können. https://t.co/c2zZzZwj0L
— Anne Roth (@annalist) January 8, 2017
Alle 11 Minuten kündigt ein Xingle. #xing #tichy #xinggate
— Christian (@lelei) January 8, 2017
#xing ist das MySpace von morgen.
— David Grashoff (@grasimar) January 8, 2017
Faszinierend, wie viele Menschen in meiner Timeline XING-Premium-Accounts haben. Erklärt aber auch, warum die noch nicht pleite sind.
— Eva Horn (@habichthorn) January 8, 2017
Sollte #Xing jetzt seinen Status als Business-Portal verlieren, könnte es immerhin noch eine Partnerbörse für Akademiker ohne Niveau sein.
— Nico Cicalone (@NChiggi) January 8, 2017
Andere Nutzer halten den Zusammenhang zwischen Tichys persönlichem Blog und einem Ende der Mitgliedschaft beim Business-Netzwerk für zu weit hergeholt:
Der neueste Aufreger in meiner Timeline ist #Xing. Als ob dort jemand den redaktionellen Teil jemals anschauen würde… #Kindergarten
— Oliver Fink (@oliverfink) January 8, 2017
Ich habe keinen #Xing Account.
Darf ich jetzt nicht mehr im Empörungssandkasten mitspielen?— Redwyne (@Paxter_Redwyne) January 8, 2017
Jeder der #Xing verlässt, müsste nach dieser Logik auch twitter verlassen, da ist @TichysEinblick auch. Aber Twitter ist zu cool zum löschen
— Norbert Ghodrati (@NorbertGhodrati) January 8, 2017
Keine Premium-Zahlung, OK – das ist wirtschaftlicher Boykott. Aber Account löschen? Bei FB und Twitter seid ihr doch auch noch, oder? #Xing
— Timo Essner (@TimoEssner) January 8, 2017
#xing wird verlassen weil irgenwo von irgendwem irgendwas geschrieben wurde der irgendwie auch irgendwas mit xing zu schaffen hat. Aha lol
— Andre Nowack (@AndreZeven) January 8, 2017
Am Sonntagnachmittag ist das Hashtag #Xing zum Trending Topic #1 in der deutschen Twitter-Timeline geworden.
TT DEUTSCHLAND 17:27
1.#xing
2.#Jerusalem
3.#Biathlon
4.#LIVPLY
5.#aufgehtshaie
6.Peterborough
7.BIGBANG10 THE CONCERT
8.Ausgleich— TT Mobile DE (@TTMobile_de) January 8, 2017
#Xing trendet. Dass ich das noch erleben darf.
— Lukas Sustala (@LukasSustala) January 8, 2017
Die zahlreiche Entrüstung hat unterdessen bei Roland Tichy Wirkung gezeigt: Der kritisierte Beitrag wurde am Sonntag aus seinem Blog entfernt. Der Beitrag „hätte hier nicht erscheinen dürfen“, ist auf dem Portal nun zu lesen. „Unterstellung von Pathologie ist für Tichys Einblick keine politische Diskussionsbasis. Davon distanzieren wir uns ausdrücklich. Roland Tichy und die Redaktion bedauern das und bitten um Entschuldigung.“
Update, 13.36 Uhr:
Mittlerweile hat sich Roland Tichy öffentlich geäußert und tritt von seiner Position als Herausgeber von Xing News zurück. Mehr darüber lesen Sie hier.