Marktdaten Medien
Wo verkaufen sich Süddeutsche und FAZ am besten, wo am schlechtesten?

Wie überregional sind die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Allgemeine im Hinblick auf ihre Leserschaft tatsächlich? Werden SZ und FAZ vor allem in Bayern bzw. Hessen gekauft? Oder gibt es andere Hochburgen? Und wo greift kaum jemand zu den überregionalen Blättern? MEEDIA klärt die Fragen mit einer weiteren Auswertung der IVW-Verbreitungsanalyse 2014.
Am Dienstag haben wir die Frage geklärt, in welchen Kreisen und kreisfreien Städten sich die Bild im Bezug auf die Einwohnerzahlen am besten verkauft (Halle) und wo am schlechtesten (Berlin). Mit der identischen Methodik kümmern wir uns in dieser Auswertung nun um die beiden größten seriösen Titel unter den Überregionalen Zeitungen: die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Mit Hilfe der IVW-Verbreitungsanalyse Tageszeitungen 2014 haben wir die Verkaufszahlen der beiden Blätter in allen 402 Kreisen und kreisfreien Städten zusammen getragen und sie in Bezug zur jeweiligen Einwohnerzahl gesetzt.
Was schnell deutlich wird: die beiden seriösen Blätter verkaufen sich fast nirgends so gut wie die Bild. Die wenigen Ausnahmen in den 402 Regionen: die Süddeutsche Zeitung ist in München, Passau und zehn bayerischen Landkreisen erfolgreicher als die Bild, die FAZ einzig im Hochtaunuskreis.
Beginnen wir mit dem Blick auf die Hochburgen der Süddeutschen Zeitung: Die liegen genau in der Region, in der sich das Blatt sogar besser verkauft als die Bild. So greifen in München fast 79 von 1.000 Einwohnern zur Süddeutschen, im Kreis Starnberg sind es mehr als 76 und im Landkreis München 64. Auch auf den Rängen 4 bis 16 folgen ausschließlich Städte und Kreise aus Bayern. Unter den 40 Top-Regionen der Süddeutschen finden sich 35 aus Bayern.
Außerhalb des Freistaats ist die Süddeutsche besonders in Frankfurt erfolgreich. Die Banken-Metropole kommt auf 17 SZ-Käufer unter 1.000 Einwohnern. Jeweils bei 10 liegt dieser Wert in Heidelberg und Düsseldorf, dahinter folgen Freiburg und Stuttgart. Die guten Zahlen in Städten mit großen Flughäfen wie Frankfurt und Düsseldorf könnten zum Teil auch mit den Bordexemplaren zu tun haben, die dort unter den Fluggästen verteilt werden. Die IVW-Verbreitungsanalyse unterscheidet nämlich nicht zwischen Abos und Einzelverkäufen auf der einen Seite – und Bordexemplaren und sonstigen Verkäufen auf der anderen.
Die 10 Städte und Landkreise mit den meisten Käufern der Süddeutschen Zeitung | |||||
Süddeutsche-Verkäufe | |||||
Platz | Stadt | Art | Einwohner | absolut | pro 1.000 Einwohner |
1 | München | Stadt | 1.370.070 | 107.781 | 78,7 |
2 | Starnberg | Kreis | 129.838 | 9.922 | 76,4 |
3 | München | Kreis | 325.049 | 20.793 | 64,0 |
4 | Ebersberg | Kreis | 129.872 | 6.401 | 49,3 |
5 | Fürstenfeldbruck | Kreis | 203.948 | 10.031 | 49,2 |
6 | Bad Tölz-Wolfratshausen | Kreis | 120.383 | 4.346 | 36,1 |
7 | Dachau | Kreis | 139.107 | 4.357 | 31,3 |
8 | Freising | Kreis | 166.384 | 4.513 | 27,1 |
9 | Passau | Stadt | 50.406 | 1.362 | 27,0 |
10 | Erding | Kreis | 126.912 | 2.821 | 22,2 |
außerhalb Bayerns: | |||||
17 | Frankfurt | Stadt | 693.672 | 11.876 | 17,1 |
27 | Heidelberg | Stadt | 149.320 | 1.481 | 9,9 |
28 | Düsseldorf | Stadt | 592.277 | 5.791 | 9,8 |
32 | Freiburg | Stadt | 230.798 | 1.939 | 8,4 |
40 | Stuttgart | Stadt | 609.885 | 4.393 | 7,2 |
Rohdaten-Quelle: IVW-VA Tageszeitungen 2014 / Berechnung & Tabelle: MEEDIA |
Die schwächsten Verkaufszahlen erreicht die Süddeutsche Zeitung allesamt im Osten der Republik. Auf den unteren 53 Rängen finden sich ausnahmslos Städte und Kreise aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Erst dahinter folgen erste Kreise aus Rheinland-Pfalz, Hessen, NRW und anderen Ländern. Ein Grund für die Häufung der Ost-Kreise ist die nicht vorhandene Tradition der ehemals westdeutschen Zeitungen in den Ost-Ländern. Vor 25 Jahren gab es die Süddeutsche dort schließlich noch gar nicht zu kaufen. Auf der anderen Seite zeigt das Beispiel Bild – Platz 1 der Bild-Statistik war wie erwähnt Halle in Sachsen-Anhalt – dass andere Medien diese fehlende Tradition längst ausgeglichen haben. Der Süddeutschen ist das bisher nicht gelungen.
Am düstersten sieht es für die SZ im Landkreis Elbe-Elster im südlichen Brandenburg aus. Ganze 12 Exemplare setzt sie hier an Werktagen ab – bei 107.781 Einwohnern entspricht das einem erschütternden Ergebnis von 0,11 Zeitungen pro 1.000 Einwohner. Mit anderen Worten: Nur jeder 9.000. greift im Elbe-Elster-Kreise zur Süddeutschen. Nicht viel besser läuft es im Erzgebirgskreis und im Altmarkkreis Salzwedel, die auf den Rängen 2 und 3 folgen:
Die 10 Städte und Landkreise mit den wenigsten Käufern der Süddeutschen Zeitung | |||||
Süddeutsche-Verkäufe | |||||
Platz | Stadt | Art | Einwohner | absolut | pro 1.000 Einwohner |
1 | Elbe-Elster | Kreis | 107.781 | 12 | 0,11 |
2 | Erzgebirgskreis | Kreis | 358.100 | 42 | 0,12 |
3 | Altmarkkreis Salzwedel | Kreis | 86.157 | 13 | 0,15 |
4 | Prignitz | Kreis | 79.312 | 12 | 0,15 |
5 | Mansfeld-Südharz | Kreis | 143.374 | 22 | 0,15 |
6 | Wittenberg | Kreis | 131.442 | 21 | 0,16 |
7 | Oberspreewald-Lausitz | Kreis | 117.154 | 19 | 0,16 |
8 | Kyffhäuserkreis | Kreis | 78.324 | 13 | 0,17 |
9 | Nordhausen | Kreis | 86.966 | 15 | 0,17 |
10 | Bautzen | Kreis | 311.848 | 54 | 0,17 |
Rohdaten-Quelle: IVW-VA Tageszeitungen 2014 / Berechnung & Tabelle: MEEDIA |
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung verkauft sich – wenig überraschend – vor allem gut in Hessen. In Frankfurt erreicht sie den Spitzenwert von 47,7 Käufern pro 1.000 Einwohner, im Hochtaunuskreis einen von 31,2, im Main-Tunus-Kreis einen von 24. Dahinter folgt im Gegensatz zur Süddeutschen, bei der die bayerischen Regionen so dominieren, aber schon der erste Ort außerhalb Hessens: Düsseldorf. Auch Heidelberg, Mainz und Bonn schafften es in die Top Ten der FAZ. Während die Süddeutsche Zeitung mit ihrer regionalen und lokalen Berichterstattung also in der Heimat sehr stark ist, scheint die FAZ nicht ganz so erfolgreich in der eigenen Heimat zu sein. Umgekehrt heißt das aber auch, dass sie sich womöglich auf Deutschland verteilt gleichmäßiger verkauft. Dazu später noch ein paar genauere Zahlen.
Die 10 Städte und Landkreise mit den meisten Käufern der FAZ | |||||
FAZ-Verkäufe | |||||
Platz | Stadt | Art | Einwohner | absolut | pro 1.000 Einwohner |
1 | Frankfurt | Stadt | 693.672 | 33.076 | 47,7 |
2 | Hochtaunuskreis | Kreis | 226.193 | 7.049 | 31,2 |
3 | Main-Taunus-Kreis | Kreis | 226.579 | 5.444 | 24,0 |
4 | Düsseldorf | Stadt | 592.277 | 9.363 | 15,8 |
5 | Darmstadt | Stadt | 149.053 | 2.222 | 14,9 |
6 | Offenbach | Kreis | 337.659 | 4.535 | 13,4 |
7 | Heidelberg | Stadt | 149.320 | 1.755 | 11,8 |
8 | Mainz | Stadt | 201.066 | 2.252 | 11,2 |
9 | Bonn | Stadt | 326.131 | 3.622 | 11,1 |
10 | Wiesbaden | Stadt | 276.681 | 3.001 | 10,8 |
Rohdaten-Quelle: IVW-VA Tageszeitungen 2014 / Berechnung & Tabelle: MEEDIA |
Die untersten Plätze des FAZ-Erfolgs-Rankings ähneln denen der Süddeutschen. Auch hier dominieren Regionen aus dem Osten: Der Altmarkkreis Salzwedel, der bei der Süddeutschen schon den drittletzten Rang belegt, findet sich hier auf dem letzten Platz. Nur 0,17 von 1.000 Einwohnern, also 1,7 von 10.000, greifen hier zur FAZ. Dahinter folgen der Kreis Sonneberg in Thüringen, sowie der Oberspreewaldkreis und der Kyffhäuserkreis, die sich ebenfalls schon im SZ-Flop-Ranking befanden haben.
Doch wie die Top Ten sieht auch die Flop Ten der FAZ abwechslungsreicher aus als bei der Süddeutschen. Denn Neben den Ost-Kreisen finden sich hier auch einige Regionen Bayerns in der Liste: die Landkreise Dingolfing-Landau, Cham und Mühldorf am Inn. Regionen, in denen die Süddeutsche der FAZ offenbar keine Chance lässt.
Die 10 Städte und Landkreise mit den wenigsten Käufern der FAZ | |||||
FAZ-Verkäufe | |||||
Platz | Stadt | Art | Einwohner | absolut | pro 1.000 Einwohner |
1 | Altmarkkreis Salzwedel | Kreis | 86.157 | 15 | 0,17 |
2 | Sonneberg | Kreis | 57.607 | 11 | 0,19 |
3 | Oberspreewald-Lausitz | Kreis | 117.154 | 29 | 0,25 |
4 | Kyffhäuserkreis | Kreis | 78.324 | 21 | 0,27 |
5 | Dingolfing-Landau | Kreis | 90.990 | 26 | 0,29 |
6 | Uckermark | Kreis | 125.714 | 37 | 0,29 |
7 | Elbe-Elster | Kreis | 107.781 | 33 | 0,31 |
8 | Cham | Kreis | 127.161 | 39 | 0,31 |
9 | Ludwigslust-Parchim | Kreis | 213.290 | 71 | 0,33 |
10 | Mühldorf a.Inn | Kreis | 108.678 | 37 | 0,34 |
Rohdaten-Quelle: IVW-VA Tageszeitungen 2014 / Berechnung & Tabelle: MEEDIA |
Spannend ist auch der direkte Vergleich zwischen der Süddeutschen und der FAZ in den 402 Kreisen und kreisfreien Städten. Nur in 129 liegt die SZ vorn – in den anderen 273 die FAZ. Außerhalb Bayerns führt die SZ sogar nur in 36 Regionen, die FAZ in 270. Und das, obwohl sich die Süddeutsche Zeitung bundesweit derzeit 397.033 mal verkauft und die FAZ nur 306.779 mal. Während die Süddeutsche also einen Großteil ihrer Verkäufe in Bayern erzielt, ist die FAZ die – wenn man so will – überregionalere der beiden Zeitungen.
Hinweis: Am Donnerstag blicken wir in unserer großen Serie zur IVW-Verbreitungsanalyse auf die Zahlen der beiden anderen großen Überregionalen: die der Welt und des Handelsblatts.