Der Zapp-Bericht beginnt mit einer Interview-Sequenz, in der Wallraff mit ernster Stimme erklärt: "Ich glaube, wenn ich mich in dem Film wieder sehe, ekle ich mich vor mir selber. Denn ich war in dieser Zeit der Bildreporter Hans Esser." Mit dieser kurzen Einstellung ist perfekt der Ton gesetzt, der sich durch das ganze Buch, wie auch durch den Film zieht.
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Die zweite Einstellung zeigt Wallraff auf dem Weg zu seinem Vorstellungsgespräch in der Redaktion. Der ehemalige Bild-Redakteur Ralf Breul, der den Reporter bei Springer einschleusen soll, ist dabei und gibt letzte Tipps. So rät er zu einem besonders aggressiven Auftreten. In diesen Moment lassen die kurzen Filmsequenzen erahnen, wie es damals gewesen sein muss, als der Kölner Journalist in die Rolle des Hans Esser schlüpfte. Noch heute ist es allerdings fast ein wenig befremdlich, mit welchem Ekel Wallraff zu kämpfen hatte. Der Film vermittelt den Eindruck, dass der Journalist geradezu unter körperlichen Schmerzen zu leiden scheint. So sagt er, dass es bislang seine schwerste Rolle sei: "Eine Schwerstarbeit oder eine Drecksarbeit in einer Fabrik am Fließband ist nichts dagegen."
Der Zapp-Bericht ist 3:55 Minuten lang. In dieser Zeit gibt es leider überwiegend Interview-Szenen, in denen Wallraff frontal vor der Kamera seine Eindrücke schildert. Das wirkt zwar beklemmend, aber auch arg statisch. Besonders stark sind die wenigen Einstellungen, bei denen man den Journalisten tatsächlich bei der Arbeit sieht.
So wird der Termin in einer Kampfsportschule gefilmt. Man sieht wie Wallraff mit einer jungen Sportlerin redet und versucht, ihr etwas reißerisches zu entlocken. Das misslingt. Später versucht es Breul noch einmal via Telefon, doch auch er scheitert. Trotzdem montiert der Reporter Esser später in der Redaktion einen vermeintlich spektakulären Text. In ihm ist dann von einer "jungen und gefährlichen Frau" die Rede, die "mit einem Tritt jeden Räuber oder Rocker auf der Stelle töten kann."
Am Ende der Filmsequenzen zieht Wallraff ein kurzes Fazit. Er sagt, dass die Macht der Bild unheimlich sei. "Eine politische Macht, wie wir sie stärker hier nicht haben."
Tatsächlich reichte diese vermeintlich "unheimliche" Macht aus, um zu verhindern, dass der WDR den Film ausstrahlte. Der Sender hatte offenbar über viele Jahrzehnte Angst vor juristischen Schritten. Erst als sich Wallraff vor Wochen im Spiegel beschwerte und Springer-CEO Mathias Döpfner zusicherte, nicht gegen das Material vorzugehen, holte Intendantin Monika Piel das Zeitdokument aus dem Giftschrank.
Interessant wird es nun sein zu beobachten, ob es dem Filmmaterial noch einmal gelingt, eine Debatte über die Recherchemethode der Boulevard-Medien anzustoßen.